Schilling 1/1835, Bd. 1

Aliprandi, Bernardo (in einigen Verzeichnissen steht sein Name fälschlich Alpirandi geschrieben), einer der ausgezeichnetsten Violoncellspieler nicht blos seiner, sondern wohl aller Zeiten. Um das Jahr 1780 war er als erster Violoncellist bei der Churfürstlichen Capelle in München angestellt, später ward er auch zum Capellmeister daselbst ernannt. Componirt hat er nicht sehr viel, und deshalb ist auch sein Name nicht sehr bekannt geworden; aber das Wenige, was er lieferte, ist gründliche gearbeitet und zeugt von viel Geschmack, Fantasie und tiefem Gefühl, so namentliche seine Solo’s für die Viola da gamba. Seine Opern, mehrentheils im ernsten Style gehalten, wollten freilich nicht sehr gefallen und wurden seltener gegeben; doch ist dies noch keineswegs entscheidend für sein mehr oder wenigeres Talent, das ihm ein Jeder zusprechen mußte, der ihn sein Instrument behandeln sah und hörte. Auch war der geringe Gehalt, den er bekam (353 Gulden jährl.) wohl keineswegs geeignet, seiner zum Operncomponisten so sehr nothwendigen kühnen Fantasie die bedürftige Nahrung zu geben; Nahrungssorgen treten bei allen Kunstleistungen sehr empfindlich störend in den Weg.