Mendel/Reißmann 1/1870, Bd. 1

Bergmann, Gustav, geboren zu Pfarrkirchen, Königreich Baiern, den 29. April 1837. Seinen ersten musikalischen Unterricht erhielt er von seinem Vater, der in obengenanntem Ort Organist war. In seinem zehnten Jahre kam er als Kapellsänger-Knabe nach Altöttingen, wo er Schüler des damaligen schon hochbetagten Kapellorganist Max Keller und des Kapellmeisters Georg Valentin Röder wurde. Doch schon nach 1 1/2 Jahren musste er in Folge eingetretenen Stimmbruches nach Hause zurückkehren, wo ihn ein heftiges Nervenfieber überfiel. Im Jahre 1852 fand er Aufnahme im königl. baierischen Conservatorium für Musik in München, wo er bis zum Jahr 1855 verweilte. Seiner erfreulichen Fortschritte, sowie seines übrigen guten Verhaltens halber, wurde er der erklärte Liebling des damaligen Direktors Franz Hauser. Im Jahre 1857 trat B. in die erste öffentliche Stellung, und zwar als Musiklehrer am ersten Seminar im Kloster Metten ein, in welcher Stelle er jedoch nur ein Jahr verblieb, um wieder nach München zurückzukehren, wo er seine contrapunktischen Studien fortsetzte und vollendete. Seine Lehrer waren (1858) Scheffer und Bernhard Scholz. Im Februar 1859 siedelte er nach Kloster Scheyern über, um wiederholt als Seminar-Musiklehrer zu wirken. 1863 finden wir ihn wieder in München als Organist am deutschen Congragationssaal- und königl. Wilhelmsgymnasium, wo er zugleich für seine Compositionsversuche die Unterweisung Franz Lachners genoss. Im Jahre 1864 erhielt er einen Ruf als Musiklehrer in die Schweiz (Muri Canton Aargau), in welcher Stelle er sechs Jahre verblieb. 1870 wurde er als Direktor des Cäcilienvereins und der Liedertafel nach Solothurn berufen. 1873 wurde er als Musikdirektor und Organist nach Laufenburg gewählt. 1875 wählte ihn die Regierung des Cantons Aargau als Musiklehrer an das Lehrerseminar Wettingen, welche Stelle er noch bekleidet. Von seinen Compositionen sind bis jetzt mit Opuszahl 22 erschienen, die alle sein Wissen und Können aufs Beste bekunden, und die zu der sichern Hoffnung berechtigen, dass noch vieles Gute von ihm zu erwarten ist.