Lipowsky 1811

Pühler, eigentlich aber Bühler, (Franz): Pühler, eigentlich aber Bühler, (Franz), Kapellmeister an der Domkirche zu Augsburg, wurde zu Schneidheim, unweit Nördlingen, den 12. April 1760 geboren. Bei seinem Vater Joseph Bühler, -- ein Schneiders Sohn von Belzheim nächst Oettingen im Ries gebürtig, -- der anfangs in Zipplingen, und dann zu Schneidheim Jugendlehrer gewesen, und die Orgel sehr gut spielte, erhielt er die Anfangsgründe in den Wissenschaften und in der Musik, und kam in das Kloster Mayingen, wo ihm ein Minorite ferneren Unterricht hierin ertheilte. Im Jahre 1770 wurde er in der Reichsabtei Neresheim als Singknabe aufgenommen, wo er die Gymnasial-Schulen besuchte, vom dortigen Chorregenten P. Narcis Mayr in der Singkunst, und vom P. Benedikt Werkmeister, welcher in der Folge Hofprediger in Stuttgard geworden, im Klavierspielen gebildet wurde. Die ersten Elemente im Generalbasse und der Tonsetzkunst erhielt er daselbst vom P. Urbick Faulhaber. Da der aufgeklärte P. Benedikt Werkmeister den jungen Bühler auch mit der neuen Litteratur bekannt machte, und ihn vorzüglich klassische deutsche Schriftsteller zum lesen gab; so gewann seine scientivische und musikalische Bildung, und er brachte es auch in der Tonkunst dahin, daß er als ein 14jähriger Knabe auf der Orgel Choral und Figural spielen konnte. Aber nun mußte er im Monate November 1775 diese Reichsabtei verlassen, um seine Studien in den höhern Klassen fortsetzen zu können. Um Logik und Metaphisik zu studiren, gieng er also nach Augsburg wo Professor Carli nach alter scholastischer Methode Vorlesungen hielt, mit barbara celarent herumwarf, und dem an bessere Geisteskultur gewöhnten Bühler ganz mißfiel. Auch in der Musik würde er nicht vorgeschritten seyen, hätte er nicht mit dem berühmten Domorganisten Michael Demmler Bekanntschaft gemacht, der ihn dann im Orgelspielen und der Tonsetzkunst ferners unterwies. Mangel einer andern Versorgung hieß ihn 1776 in das Kloster Mayingen als Minorit zu gehen, von wo aus er nach Konstanz in das Noviziat geschickt wurde, und daselbst den 12. November genannten Jahres eintraf. P. Leodogar Andermath gab ihm daselbst Unterricht im Choralspielen, worinn er, unter dessen Leitung, eine besondere Stärke sich eigen machte; allein der sauere Seewein behagte in diesem Kloster seiner Gesundheit nicht, er war immer kränklicht, und sah sich daher gezwungen 1777 an Michaels-Tage das Noviziat zu verlassen, und in die Welt zurück zu kehren. Nun setzte er seine Studien in Augsburg fort, und hörte daselbst die Vorlesungen über Physik und praktische Philosophie. Um sich Geld zu verdienen komponirte er 1778 ein kleines Oratorium, das am Charfreitage in der Kapuzinerkirche daselbst aufgeführt wurde. Dieses war seine erste musikalische Komposition, die öffentlich gegeben wurde und Beifall erhielt. In eben diesem Jahre trat er in den Benediktiner-Orden zu Donauwörth im Kloster zum heil. Kreuz, wurde daselbst den 24. Oktober als Novitz eingekleidet, und erhielt den Namen Gregor. In dieser Abtei erhielt er eine bessere Bildung in der Musik, und einen zweckmäßigern Unterricht in der Theologie und andern Wissenschaften. Der durch die Kontrovers-Predigt des berühmten Doktor Merz, und die Schriften einiger Exjesuiten verfolgte gelehrte P. Beda Mayr (von Daitingen, unweit Friedberg gebürtig) war sein Lehrer. Den 20. Junius 1734 wurde er zum Priester geweihet, und dann komponirte er mehrere Singspiele und Cantaten, wozu erwähnter P. Beda Mayr die Poesie verfertigte, und welche in Gegenwart des Hrn. Fürsten Alois von Oetting und Oetting-Spielberg, der Frau Fürstinn, Ihres Hrn. Vaters, des Hrn. Fürsten von Auersberg, mehrerer Prinzen und Prinzessinnen bei verschiedenen Gelegenheiten mit vielem Beifalle gegeben wurden. In dieser Benediktiner-Abtei, wo immer 30 bis 40 Studirende untentgeldlich verpflegt, und in den Wissenschaften und der Tonkunst gut unterrichtet wurden, ward auch er als Professor angestellt, und mit diesen jungen Leuten, die ein großes Orchester formirten, wurden Musiken der ersten Tonsetzer mit großer Präcision und Kunst aufgeführt. Daselbst hatte Bühler Gelegenheit die Komposition gründlich zu studiren, und zwar anfangs unter dem Franz Neubaur, der sich einige Monate im Kloster zum heil. Kreuz verweilte, und dann beim Fürstl. Oettingen-Wallersteinischen Kapellmeister, den berühmtem Rosetti. Durch diese Männer, in einem ungleich höhern Grade ausgebildet, war er nun im Stande mehrere Messen, Requiem, Offertorien, Simphonien etc. in Töne zu setzen, die den Meister verriethen, daher er auch 1794 von einem reichen Partikülier, dem Anton edlen von Menz nach Botzen berufen wurde, bei dem er den 20. Mai genannten Jahres auch erschien. In dieser Stadt verblieb er sieben Jahre, und schrieb während seines Aufenthaltes daselbst zwei Opern, und sehr viele Musiken, die ihm große Celebrität erwarben. Da er den Entschluß gefaßt hatte, nicht mehr in sein Kloster zurücke zu kehren, sondern Weltpriester zu werden und sich ganz der Tonkunst zu weihen, so suchte er hierüber die päbstliche Erlaubniß nach, die er auch erhielt, und worauf er als Organist zu Botzen angestellt wurde. Aber im Jahre 1801 erhielt er den Ruf als Kapellmeister an der Domkirche zu Augsburg, dem er folgte, sich dahin begab, und in welcher Eigenschaft er dermal in Augsburg sehr geschätzt und allgemein beliebt, lebt, und thätig mit gutem Erfolge für die Tonkunst wirket. Erst im Jahre 1810 setzte er: das Gespenst, ein romantisches Schauspiel mit Chören und Gesängen in 5 Akten von Kotzebue, in Musik, das binnen 14 Tagen dreimal bei vollem Hause von der dortigen Schauspieler-Gesellschaft unter der vortrefflichen Leitung des Schauspiel-Direktors Müller gegeben wurde, und also sehr gefiel. In Drucke erschienen von diesem Kapellmeister: Partitur Regeln für Anfänger (Donauwörth bei Brunner); dann 12 Lieder. (Bregenz bei Brentano.) Im Stiche kamen bei Andre in Offenbach von seinen Kompositionen: Variationen für das Klavier mit Begleitung, ein Konzert und eine Sonate für das Klavier heraus. Bei Gombart in Augsburg ebenfalls Variationen für das Klavier, Variationen für die Flöte, und einige einzelne Lieder. In der Falterschen Musik-Handlung zu München erschienen von ihm: 12 Lieder, und eine große Sonate für das Klavier. Bei Böhm in Augsburg endlich wurden verlegt: mehrere kleine Piecen für das Klavier, eine konzertirende große Sonate für das Klavier und Klarinette, und einige Lieder; dann eine Sammlung neuer Kirchenlieder für Landschulen.