Eisenberg 1903

Christl Anton Josef, geboren am 2. April 1802 in Regensburg. War der Sohn des Schauspielers Karl Christl, und betrat am 17. September 1811 zum erstenmal in Basel als Knabe die Bühne. Dann begleitete er seinen Vater auf allen Kreuz= und Querzügen durch Rußland und Deutschland, bis er endlich 1818 in Agram das erste Mal selbständig ins Engagement trat. Er wählte sich das Fach der jugendlichen Liebhaber und brillierte in gar mancher Rolle. Es gab fast keine größere Stadt in Österreich, in der er nicht künstlerisch gewirkt hätte. Besonders gefiel die originelle Darstellungsweise seines „Zwirn“ in „Lumpaci“, mit welcher Rolle er ins Komikerfach überging, und die er ganz unübertrefflich dargestellt haben soll. Nestroy (s. d.) selbst spendete ihm lautes Lob. In Wiesbaden, Mannheim, Hamburg, Braunschweig, Nürnberg, Petersburg, Breslau, überall fanden seine übrigen Leistungen allgemeine Anerkennung. Großes Aufsehen machte er auch mit „Dr. Fausts Hauskäppchen“. Seine unbezwingliche Reiselust führte ihn 1842 auch nach London. Nach Deutschland zurückgekehrt, begann er wieder das Gastreisen. Es gab wohl wenige Schauspieler, die zu einer Zeit, wo das Eisenbahnnetz noch lange nicht ganz Europa überzog, so unermüdlich von Stadt zu Stadt hasteten, um ihre Kunst vorzuführen, wie Ch. Und doch schied er überall ungerne. Sein ganzes Leben war ein 30jähriges Wandern: von Nord nach Süd, von West nach Ost, nirgends lange Aufenthalt, vom Postwagen auf die Eisenbahn, von dort auf das Dampfschiff, ohne Rast und Ruh“ Am 17. Dezember 1861 feierte er gelegentlich eines Gastspiels in Hamburg sein 50jähriges Künstlerjubiläum. Er erhielt damals aus ganz Deutschland Beweise, wie sehr man sein langes, rechtschaffenes, ehrvolles Wirken im Bereiche der Schauspielkunst zu schätzen wisse. 1865 sollte seinem Hasten und Jagen ein Ende bereitet werden. Er brach am 25. Januar in Lindau, seit längerer Zeit durch die vielen Reisestrapazen schon körperlich geschwächt, in der Rolle des „Hornpipel“ im „Maschinenbauer“ nach dem 2. Akt ohnmächtig zusammen. Die Bühne betrat er nicht mehr. Am 2. Februar desselben Jahres war er verschieden. Seine Laune und sein heiterer Humor waren damals in der Theaterwelt wohl bekannt und zahllos die eingelegten Extempores, die, vom Publikum beklatscht, von Kollegen wieder aufgenommen, sich lange Zeit nach seinem Tode in den betreffenden Rollen erhalten haben. Dies gilt namentlich von den allerliebsten Einlagsliedern und Kouplets, deren er eine Menge komponierte und dichtete. Als Komiker kam ihm eine staunenswerte Volubilität der Lunge, die an Nestroy erinnerte, in hohem Maße zu statten.