Mendel 1/1873, Bd. 3

Deprosse, Anton, ein hervorragender Componist der Gegenwart, geboren am 18. Mai 1838 zu München, besuchte, da seine ausserordentliche Begabung schon frühzeitig zu Tage trat, die königl. Musikschule seiner Vaterstadt und absolvirte seine Studien daselbst in glänzender Weise. Nachdem er 1855 das Institut verlassen hatte, bildete er sich noch im Clavierspiel bei E. Doctor, in der Composition bei Sturz und im Partiturlesen und Orgelspiel bei Herzog weiter aus und erhielt 1861 die Stellung eines Pianofortelehrers an der Musikschule zu München, die er jedoch schon zu Ostern 1864 aus Gesundheitsrücksichten aufzugeben genöthigt sah. Er lebte hierauf in Frankfurt a. M. und übernahm später eine Lehrerstelle an einem Privat-Musikinstitute in Coburg, das jedoch 1868 einging. Seitdem befindet sich D. mit Compositionen eifrig beschäftigt, in Coburg. Sein Hauptwerk ist das Anton Rubinstein gewidmete Oratorium „Die Salbung Davids“ (Leipzig, 1870), aus welchem umfangreichen Werke, ebenso wie aus mehreren im Druck erschienenen Arbeiten für Pianoforte und Gesang ein bedeutendes Talent und eine gründliche Musikbildung sprechen, so dass man berechtigt ist, von D. noch Bedeutendes zu erwarten.