Eisenberg 1903

Feinhals Fritz, geboren am 14. Dezember 1869 in Köln, Sohn eines Kaufmanns. Bezog nach absolviertem Abiturientenexamen das Polytechnikum Charlottenburg um Ingenieurwissenschaften zu studieren (1890). Allein er wandte sich infolge seiner hübschen Stimme und seiner Vorliebe für die Bühne 1892 der Sängerlaufbahn zu. Er begab sich zum Zwecke der Vorstudien an das Konservatorium nach Mailand, wo er 1894 mit dem zweiten Preise ausgezeichnet wurde. Seine Lehrmeister waren die Professoren Alberto Giovannini in Mailand und Alberto Selva in Padua. Auf diese Art entsprechend vorbereitet, bertrat er am 19. September 1895 als „Silvio“ (in „Bajazzo“) in Essen zum erstenmal die Bühne. Er blieb daselbst zwei Jahre und kam 1897 nach erfolgreichem Gastspiel als „Tonio“, „Alsto“ und „Holländer“ ans Stadttheater in Mainz (Abschiedsrolle „Hans Heiling“). Schon nach einem Jahre wurde er zu Gast ans Hoftheater in München geladen („Fliegender Holländer“, 11. Januar 1898) und daraufhin sofort für fünf Jahre für das Fach des ersten dramatischen Baritons engagiert. Gleich der erste Eindruck, den man als „Holländer“ von ihm empfing, war ein überaus günstiger. Er erwies sich sofort als verständiger, musikalisch trefflich gebildeter Sänger mit einer kräftigen, weichen, vollen und des stärksten dramatischen Ausdrucks fähigen einschmeichelnden Stimme, unterstützt von einer eleganten jugendlichen Erscheinung. Auch wird sein geschmackvoller Vortrag und seine vortreffliche Aussprache gerühmt, sowie die gesangstechnisch ausgezeichnete und künstlerisch vollendete Verwendung des Materials. Sein Spiel ist stets lebendig und voller dramatischer Gewalt. Von seinen hervorragenden Partien seien erwähnt: „Telramund“, „Wotan“, „Hans Sachs“, „Almaviva“, „Pizarro“, „Cid“, „Tell“, „Nelusko“, „Tonio“ etc. Man rechnet dieses Engagement zu den Großtaten Ernst von Possarts.