Gerber 1/1790, Bd. 1

Fischer (Christian Friedrich) Cantor zu Ploen, geb. zu Lübeck den 23. Octobr. 1698; gieng in dasiger Schule alle Classen mit ganz besonderm Fleiße durch, und studirte zuletzt 1720 bey dem dasigen berühmten Organisten Schieferdecker, wobey er Praesektus des Schülerchors und Conzerttenorist war. 1725 begab er sich auf die Universität nach Rostock und hörte daselbst die Rechtsgelehrsamkeit nach allen ihren Theilen, so, daß er in den juristischen Hörsälen mehrmals als Respondent und Opponens auftreten konnte. Zugleich führte er eine solenne Musik von seiner Arbeit auf. Er wollte nun 1727 zu Halle seine jusristischen Studien weiter fortsetzen, kam aber durch List, wegen seiner ansehnlichen Länge, unter das Militair, wo er dreyviertel Jahr theils an seinem Körper, theils an seinem Beutel, sehr vieles litt. Er sahe sich hierdurch genoethiget, den Ruf als Cantor zu Ploen, seines Unterhalts wegen, anzunehmen, und trat dieses Amt 1729 an. Hier hat er ein vierstimmiges Choralbuch mit einer ausführlichen Vorrede, und zufällige Gedanken von der Komposition geschrieben, welche Werke aber nicht gedruckt worden sind. Man hat ihm nach der Zeit die Cantorate in den Städten Reval, Anklam und Tundern angetragen; aber keinen dieser Rufe hat er angenommen, sondern ist zu Ploen geblieben, wo er noch 1740 lebte. Mattheson sagt in der Ehrenpforte von ihm, daß er wegen seiner Gelehrsamkeit verdiene, daß man zu ihm sagte: Freund, rücke hinauf!