Schladebach 1/1857, Bd. 2

Gehring, Johann Michael, geb. zu Dürrfeld im Würzburgischen am 14. August 1755, wurde 1763 von seinem Vater in das Kloster Ebrach geschickt, um dort sich für den geistlichen Stand vorzubereiten. Singen und Violinspielen aber war ihm eine liebere Beschäftigung, als das Studium alter Sprachen und er brachte es auch zu keiner geringen Fertigkeit in den erstgenannten Dingen. Später, als er zu Würzburg studirte, lernte ihn lernte ihn der Abt Vogler kennen, der nicht wenig zu seiner weitern musikalischen Ausbildung beitrug und eine solche Liebe zur Kunst in ihm erweckte, daß er das Studium der Theologie ganz darüber vernachlässigte. Dies ward Grund, warum er nach einem zweijährigen Aufenthalte zu Würzburg wieder zu seinem Vater, der Jägermeister war, zurückkehrte, und sich entschloß, ebenfalls die Jägerei zu erlernen. Hierzu, glaubte er, sey das Hornblasen durchaus nothwendig, und er übte sich daher hierin mit größtem Fleiße. Nach dem Tode seines Vaters kam er als Jäger in die Dienste des Grafen Bender zu Dresden, der ihn vom Hummel noch weitern Unterricht in der Musik ertheilen ließ und ihn nachgehens auch, während des Bayerischen Successionskrieges mit nach Wien nahm, wo seine schon erlangte Virtuosität auf dem Horne so bald bekannt wurde, daß er schon einige Monate nach seiner Ankunft Zutritt in den ersten Häusern erhielt, um an den daselbst veranstalteten Concerten Theil zu nehmen. Namentlich ward der Erzherzog Maximilian, bei dem er einstmals mehrere Horn-Concerte „prima vista“ geblsen hatte, sehr aufmerksam auf ihn und verschaffte ihm die Stelle eines ersten Hornisten in dem Orchester der italienischen Oper. 1781 errichtete der Fürst Graschalkowitz eine Capelle und nahm G. als Mitglied derselben auf. Von 1785-1787 machte er in Gesellschaftt von Tyrei eine Kunstreise durch Deutschland und die Schweiz, auf welcher seine große Kunstfertigkeit auf dem Horne überall die größte Bewunderung erregte. Nach seiner Rückkunft ernannte ihn sein Herr zu seinem Kammermusikus und wegen seiner schönen Tenorstimme auch bald darauf zu seinem ersten Kammersänger. Er starb in Wien zu Anfang des jetzigen Jahrhunderts, den Ruf eines der größten und kunstfertigsten Hornisten hinterlassend.