Schilling 1/1836, Bd. 3

Grieser, zwei Schwestern, Johannette und Antoinette mit Vornamen, Töchter des noch lebenden Professors Grieser in Straubing und beide vortreffliche Clavierspielerinnen, wenn auch mehr nur im Dillettantenkreise, als in der öffentlichen Künstlerwelt sich bewegend. Johannette wurde 1821, und Antoinette 1823 geboren. Wer ihr erster Lehrer in der Musik und namentlich im Pianofortespiel war, können wir nicht angeben; aber so viel wissen wir bestimmt, daß einen großen, wenn nicht den größten Theil ihrer zeitigen Ausbildung sie dem eminenten Talente verdanken, womit die Natur sie neben so vielen andern schönen Gaben ausgestattet hat. Im Jahre 1835 erlaubte ihnen der Vater, einen kleinen Kunstausflug zu wagen: sie gingen nach München und einigen anderen Städten und erregten, unter Berücksichtigung ihres noch so judendlichen Alters, überall Bewunderung. Eine für für ihren zarten Körperbau außerordentliche Kraft und Energie, zugleich verbunden mit einer seltenen Präcision, Deutlichkeit und Delicatesse im Anschlage, wie Staunen erregende Fertigkeit, waren die Hauptvorzüge, welche man damals an ihrem Spiele rühmte, und welche auch noch heute besonders an denselben hervorzuheben sind. Vornehmlich aber zog die ältere Schwester, Johannette, Aller Aufmerksamkeit auf sich, indem sie ihrem Vortrage auch schon einen ungewöhnlichen Ausdruck zu geben wußte, der eine seltene Reife ihres jugendlichen Geistes bekundete. Nachher machten die beiden jungen Künstlerinnen noch häufig solche Ausflüge: so namentlich – erinnern wir uns recht – im Jahre 1838; doch hielten mancherlei häusliche und andere Umstände sie bis jetzt noch von einer eigentlichen und größeren Kunstreise ab, und scheinen sie überhaupt – wie gesagt – mehr nur der gebildeteren Dillettanten – als eigentlichen Kunstwelt sich anschließen zu wollen, was für diese zwar immerhin ein Verlust, für jene dagegen, wenn auch nur in ihrer nächsten Umgebung, ein desto größerer Gewinn genannt werden muß.