Bremer 1/1882

Haßler, Leo: Haßler, Leo, *1564 zu Nürnberg (Baiern), der größte Orgelvirtuos seiner Zeit und ausgezeichneter Liedercomponist; begab sich 1584 nach Venedig, wo er in der Schule des berühmten Andrea Gabrieli (s.d.) in Contrapunkt und Composition ein Jahr lang Unterweisung erhielt, auch mit Johannes Gabrieli innige Freundschaft schloß. Auf Empfehlung seines Lehrers wurde er 1585 im Hause der bekannten Handelsfürsten Fugger in Augsburg als Organist angestellt, und componirte hier auch mehrere Werke (darunter die berühmten 28 lateinischen Motetten), Madrigale, Messen, 4-8stimmige Gesänge, die zu den schönsten Erzeugnissen des Figuralgesangs gehören. Nachdem er von 1601-8 in der Kapelle des Kaisers Rudolph II. in Wien angestellt gewesen, auch hier wieder zahlreiche Lieder, Ballete, Gagliarden ec. veröffentlicht hatte, trat er in die Dienste der Kurfürsten Christoph II. und Johann Georg von Sachsen. Während eines Aufenhaltes in Frankfurt a.M. + er den 8. Juni 1612. H.s weltliche Lieder gehören durch Gedankenfülle, Tiefe und classische Form zu dem Vollendetsten, was das 17. Jahrhundert in diesem Zweige hervorgebracht hat; von seinen Choralmelodien ist besonders die zu „Herzlich thut mich verlangen“ („Befiehl du deine Wege“) heute noch als eine der schönsten und populärsten in der christlichen Kirche bekannt.