Walther 1/1732

Jacobi (Christian Gotthilff) ein Sohn des an. 1703 verstorbenen Archi-Diaconi bey der Haupt-Kirche zu St. Johannis in Magdeburg, Herrn M. Johan Balthasars Jacobi, ist geboren an. 1696 den 26ten Januarii. Die Mutter, Frau Elisabeth Margaretha, gebohrne Trillerin, ist aus Zeitz gebürtig, und stammet von den alten getreuen Köhler her, welcher in der Erlösung der beyden Sächsischen Prinzen sich so bereit finden lassen. In dem zweyten Jahre seines Lebens hat er die Bocken so entsetzlich starck bekommen, daß die Medici besorget, er würde an dem einen Fusse lahm werden, weil an selbigem eine Fäulung entstanden war; ob nun gleich dieses nicht erfolget, so hat ihn doch noch ein weit grösseres Unglück betroffen: denn, nachdem er 19 Wochen beständig blind gelegen, ist das lincke Auge ausgeschworen, und, nach Verlauff eines Viertel-Jahres, der Stern aus dem rechten Auge der Wärterin, die ihm eben eine Suppe geben wollen, in den Löffel gefallen. Diesenäusserlichen Sinn-Verlust aber hat Gott mit einem lebhafften Geiste, und einer unvergleichlichen Memorie desto reichlicher ersetzet, daß, nachdem er vom neunten Jahre an das Magdeburgische Gymnasium besuchet, er ohne einiges Bedencken ad altiora schreiten können. Weil er auch, nebst der Liebe zu den Studiis, einen besondern Trieb zur Music an sich gespühret, die Seinigen aber so wohl als andere, wegen seines Unglücks, gezweifelt, daß er in dieser Kunst etwas würde profitiren können; hat es endlich der Organist an der S. Johannis-Kirche, Hr. Simon Conrad Lippe gewaget ihn anzunehmen, auch innerhalb 2 Jahren, durch göttliche Hülffe, es dahin gebracht, daß er ziemlich präludiren, und die Chorale auf der Orgel mit spielen können. Der Anfang zu dieser musicalischen Ubung ist an 1710 gemacht, und bis an. 1714 (nachdem er an. 1712 das Gymnasium in Zeitz frequentiret, und an. 1713 von da retourniret) continuiret worden. In den folgenden Jahren hat er die Universitäten Leipzig und Jena, ingleichen verschiedene Fürstl. Höfe in Sachsen und Francken besuchet, und mit nicht geringen Beyfall sich hören lassen; hierbey die Teutsche Poesie excoliret, auch angefangen sich auf die Composition zu legen welche dann, wenn erst jemand gewohnet ist, seine inventiones aufzuschreiben, ihme geschwinde genug, besonders wenn es nicht gar zu viel Stimmen sind, von statten gehet. An. 1720 ward er Organist an der S. Petri-Kirche, und 6 Jahr drauf an der S. Catharinen-Kirche in Magdeburg, welche Bedienung er noch jetzo bekleidet.