Mendel 1/1877, Bd. 7

Keller, Johann Michael, vorzüglicher Kirchenkomponist, geboren am 29. Decbr. 1800 in Oberelchingen bei Ulm, verband mit wissenschatflichen Studien in Augsburg zugleich musikalische, letztere beim dortigen Domkapellmeister Franz Bühler. Seine grossen Fortschritte bestimmten ihn, sich gänzlich der Musik zu widmen. Er wurde in Augsburg Organist der St. Georgs-, dann der Ulrichskirche, 1835 Gesanglehrer und 1837 Chorregent an St. Stephan und betrieb besonders die Aufführung altclassischer Kirchenwerke von Palästrina und anderen Meistern. Schon am 1. Octbr. 1839 wurde ihm die Domkapellmeisterstelle übertragen, der er bis zu seinem Tode, am 3. April 1865, vorstand. Ihm folgte im Amte sein talentvoller Schüler Karl Kempter.- K.s Talent uund beharrlicher Fleiss im Forschen, Denken, Versuchen und Prüfen der Werke der besten Meister, gepaart mit eingehenden contrapunktischen Studien, wirkten auch auf die eigenen Compositionen sehr vortheilhaft ein. Das vorzüglichste seiner Werke ist das 1847 componierte grossartige "Caticum Zachariae", welches noch jetzt alljährlich in der Charwoche im Dom zu Augsburg aufgeführt wird. Ausserdem hat er noch ein nicht minder bedeutendes "Vidi aquam", viele Gradualien und Offertorien, Hymnen und Antiphonen, den Psalm "In exitu Israel" mit Instrumentalbegleitung, ein "Salve regina" (1840), "Te deum" (1846) u. A. theils mit, theils ohne Orchester componiert und sich überall als Meister gezeigt.