Lütgendorff 2/1913

Keller, Philipp. – Würzburg. Geb. 30. April 1868 in Würzburg Er besuchte zunächst durch 6 Jahre das Würzburger Konservatorium, um Musik zu studieren und sich zum Violoncellisten auszubilden. Schon damals erhielt er von Friedrich Meindl die ersten Anleitungen im Geigenbau, die ihn befähigten, während seiner l0jährigen Wirksamkeit als Solocellist alle Reparaturen an den Streichinstrumenten der mit ihm tätigen Orchestermitglieder auszuführen. Er vervollkommnete seine Kenntnisse durch eifriges Studium aller zugänglichen Lehrbücher des Geigenbaus und durch steten Verkehr mit den besten Geigenbauern des In- und Auslandes und lernte viel von Gustav Braun, mit dem er zusammen in Bad Zandvoort und Hamburg engagiert war. Es war stets sein Wunsch, sich ganz dem Geigenbau widmen zu können, und als im Jahre 1896 Friedr. Meindl starb, kaufte er das Geschäft und ließ sich als Reparateur in Würzburg nieder. Jetzt wendete er sich auch dem Neubau zu, hielt sich tüchtige Gehilfen und sandte auch seinen sehr begabten, leider früh verstorbenen jüngeren Bruder nach Markneukirchen. Später ging er selbst zu William Voigt, um die letzte Ausbildung zu erfahren, und jetzt ist er nach dem übereinstimmenden Zeugnis hervorragender Kenner ein tüchtiger Meister seines Faches. Er arbeitet nach Stradivari und nach einem eigenen Modell und bereitet seinen goldgelben oder goldrötlichen Lack (Öl oder Spiritus) selbst. Die Schallplatten stimmt er nach Dr. Großmanns Theorie ab und erzielt bei seinen Violinen, Violen und besonders bei seinen Violoncelli einen vollen, schönen Ton. Nach K. A. Hörleins Tod erwarb er dessen Modelle und die ganze Werkstatteinrichtung und im Jahre 1902 übertrug ihm Prof. Herm. Ritter den Bau seiner Viola alta, und Keller veranlaßte infolge davon Prof. Ritter zur Umgestaltung des Streichquartetts, für das er außer der Violine und der Viola alta jetzt die Tenorgeige (ein neues Instrument) und die Viola bassa (Violoncello) baut. Außer seinem Zettel verwendet er auch einen Brandstempel mit seinem (handschriftlichen) Namen. Geigenzettel: (links und rechts das bayr. Wappen) Phil. Keller / Königl. Bayer. Hoflieferant / Würzburg, gegr. 1832. / Verfertigt 19.. Nr. ... (gedruckt).