Schladebach 1/1857, Bd. 2

Kiesewetter, Johann Friedrich, in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, von 1754 an, Kammerregistrator in Anspach und erster Violinist an der dasigen Kapelle, war aus Koburg gebürtig, und widmete sich, nach vollendetem Schulcursus, anfänglich unter Graf’s Leitung der Flöte und Oboe; erst in seinen späteren Jahren ward die Violine sein Hauptinstrument und er einer der vorzüglichsten Meister auf derselben in der Benda’schen Manier. - Sein jüngster Sohn Christoph Gottfried K., geb. zu Anspach am 24. Septbr. 1777 bildete sich ebenfalls unter seiner Leitung zu einem trefflichen Violinspieler, machte schon in jungen Jahren große Kunstreisen und nahm, von diesen zurückgekehrt, zuerst ein Engagement in Bentheim-Steinfurt an. Von da kam er nach Nenndorf, Ende des Jahre 1801 als fürstl. bernburgischer Kammermusikus nach Ballenstädt und 1803 als Konzertmeister nach Oldenburg. Hier blieb er bis 1815, ging dann nach Hamburg und verweilte daselbst bis zum J. 1821. In diesem Jahre ging er nach London und erwarb sich in Konzerten durch sein Spiel großen Beifall; jedoch konnte er, von Kabalen und Intriguen seiner Kollegen verfolgt, nie zu etwas Ordentlichem kommen und starb in sehr kümmerlichen Umständen am 27. Septbr. 1827. - Sein Spiel war noch viel brillanter als das seines Vaters. Auch hat er mehrer Violinkonzerte komponirt, konnte aber nie bewogen werden, sie zu publiciren und haben sie sich nach seinem Tode verloren.