Lütgendorff 2/1913

Klotz, Mathias: Klotz 1), Mathias I. – Mittenwald. Geb. 11. Juni 1656 (nicht 1670!), + 1743 (nicht 1720!) Der eigentliche Gründer der Geigenindustrie Mittenwalds. Er war der älteste Sohn von Urban Klotz und dürfte wohl in Füssen oder Vils, vielleicht sogar bei Stainer den ersten Unterricht erhalten haben. Seine letzte Ausbildung fand er jedoch in Italien, wo er sechs Jahre lang bei Giovanni Railich in Padua gearbeitet hat, wie eine im Archiv der Geigenbauschule in Mittenwald befindliche "Kundschaft" vom Mai 1678 beweist. Seine Arbeit steht trotzdem nur unter dem Einfluß Stainers. Die Geschichte seiner Lehrjahre wird gewöhnlich sehr romantisch dargestellt. Da durch die Gebirgspässe bei Mittenwald eine der wichtigsten Heerstraßen aus der Levante, Italien und Tirol nach Augsburg führte und die Mittenwalder Rottfuhrleute daher leicht Beziehungen bis weit nach Italien hinein haben konnten, soll Mathias schon als zehnjähriger Knabe von einem solchen Fuhrmann nach Cremona zu Nic. Amati gebracht worden sein. Nach zwanzigjähriger Abwesenheit sei er dann heimgekehrt, wo er seinen Geburtsort in großem Aufschwung fand. Die venezianischen Kaufleute hatten nämlich ihren Markt von Bozen nach Mittenwald verlegt. Dieser Umstand dürfte ihn tatsächlich zum Bleiben veranlaßt haben. Er fand jetzt in Mittenwald einen geeigneten Boden für seine Kunst; an gutem Holz war kein Mangel, und Absatzgelegenheit war sowohl nach dem Süden wie nach dem Norden reichlich vorhanden. Er zog sich Schüler und Gehilfen heran und brachte es zu Ansehen und Wohlstand, hatte ein Haus in der Judengasse und war zweimal verheiratet. Da er sich noch 1702 in Padua eine amtliche Bestätigung seines Zeugnisses von Railich erwirkte, kann man annehmen, daß er auch in reiferen Jahren nochmals nach Italien gekommen ist. Es ist jedenfalls den fremden Kaufleuten zuzuschreiben, die immer nur Geigen von dem damals schon hochgeschätzten Stainer haben wollten, wenn er, um seine Arbeiten leichter an den Mann zu bringen, wie man behauptet, auch Zettel mit Stainers Namen in seine Geigen klebte. In bezug auf die Durchführung sind seine Arbeiten sehr lobenswert; auch der Ton ist recht gut; dagegen ist sein Holz nicht immer schön und dem Wurmfraß ausgesetzt. Der Lack ist auf dunklem Grunde aufgetragen und hat einen gelblichen Schimmer, ist im allgemeinen aber dürftig. Übrigens ist es ein Irrtum, ihn für den besten Meister der Familie zu halten, da er z. B. von seinem Sohne Sebastian weit übertroffen wurde. Er verstand sich sehr gut auf den Handel, doch ging dieser bald auf die Neuner über. Schon um 1730 traten Johann und Mathias Neuner in den Vordergrund und verstanden es, allmählich den ganzen Mittenwalder Geigenhandel zu monopolisieren. Die Verdienste von Math. Kl. sind in Mittenwald unvergessen geblieben, und im Jahre 1890 hat ihm der dortige Geigenmacherverein ein von Ferd. v. Miller in Erz gegossenes Denkmal errichtet. Geigen von ihm kommen noch ziemlich häufig vor; ein Alto von schönem Holz und hübscher Arbeit besaß die Sammlung Snoeck (Nr. 576, jetzt in Berlin). Geigenzettel: Mathias Klotz Lauten- und Geigen- / macher in Mittenwald an der Iser / Anno 16.. (gedruckt) und Abb. 435 und 443. 1) Der Name kommt Kloz, Khlotz, selbst Glotz usw. geschrieben vor.