Lipowsky 1811

Langlois, (Anton): Langlois, (Anton), geboren zu Straßburg den 24. Dezember 1756, fühlte schon in früher Jugend eine besondere Neigung zur Kunst, und besonders gefielen ihm Schauspiele, worinn die Handlungen der Menschen sprechend dargestellt werden. Ein Schauspieler zu werden war lange schon sein Entschluß, als sich ihm 1774 auf einmal eine herrliche Gelegenheit darbot, seinen Entschluß, seinen einzigen Wunsch zu realisiren. Der große deutsche Schauspieler Theobald Marchand nahm ihn auf, unter dessen Händen sich des Langlois Talent so vortheilhaft entwickelte. Langlois brachte es durch des Marchand Bildung und durch eigenen Fleisse bald dahin, daß er in dieser Gesellschaft, die aus sehr guten Schauspielern bestand, mit Beifalle sang und spielte, und nur zu deutlich verrieth, daß bei längerer Uebung und anhaltendem Fleisse die Kunst von ihm noch ungleich mehr zu erwarten berechtiget seye. Im J. 1776 kam er mit Marchand’s Gesellschaft in churpfälzische Dienste, und 1778 zum Hof- und National-Theater nach München. Hier war er bis 1790 ungefähr erster Tenorist, und gefiel durch seinen einfachen melodischen, jedoch ausdruckvollen Gesang. Er war kein Sänger der viel mit der Gurgel arbeitete, und in Ellen langen Rouladen seine Stärke zu zeigen versuchte, sondern gehörte zu jener bescheidenen Klasse von Sängern, die das, was sie singen, schön, mit Gefühl und Deutlichkeit vortragen. (1) Im Schauspiele hatte er im hochkomischen Fache sein ihm eigenes Talent. Er spielte vortrefflich -- fast unnachahmlich -- französische Chevaliers, und feine, verschmitzte Bedienten, auch stellte er naive und betrunkene Rollen, dann dumme Junge mit vieler Natur vor. Gegenwärtig singt er selten, oder nie mehr in Opern, und da nur untergeordnete Rollen, und beschließt seine theatralische Laufbahn mit Charakter-Rollen. Westenrieder’s Beiträge. (München 1779). B. I. S. 262. Anm. 1: Die ersten französischen und deutschen Operetten foderten einen einfachen melodischen Gesang, und ein gutes wahres Spiel. Sie hatten den Endzweck, und haben ihn noch, durch die unbeschreibliche stille Kraft der Musik das Gefühl zu wecken, und den guten Gesang, der einen so mächtigen Einfluß auf die Herzen und Sitten hat, unter das Volk zu verbreiten. Auch war man auf eine gute und gesunde Poesie bedacht, die Gesänge waren von der Sache angegeben, stauden an ihrem Orte, und waren lyrisch und nicht bloße Prosa in einem gewissen Numerus gesetzt, und in Reime gezwungen, wovon des Weisse Operetten unter andern den Beweis geben. Diese Operetten hatten bei ihrer Entstehung auch noch den großen Vortheil errungen, daß sie die italienischen Opera Buffen vom deutschen Boden verdrängten, die, so sehr die entschiedenen Talente eines Piccini, Tozzi, Saccchini etc. immer zu verehren sind, doch nicht zu beloben waren, weil solche Mißgeburten des Witzes, wie diese Opera-Buffen sind, trotz alles Aufwandes schöner und künstlicher Musik, keinen Nutzen und ästetischen Werth gewährten. Westenr. am a. O. S. 264.