Schladebach 1/1857, Bd. 2

Liebeskind, Georg Gotthelf, der Sohn eines Fagottisten zu Altenburg, woselbst er am 22. November 1732 geboren wurde. Sein Vater unterrichtete ihn sehr früh in der Musik und als derselbe in die Bayreuth’sche Kapelle berufen wurde, besaß Georg schon, nocht nicht ganz 8 Jahre alt, eine gute Fertigkeit auf dem Fagott. Doch übte er dieses Instrument nur, weil es der Vater wollte; eigene Neigung führte ihn zur Flöte, und ganz ohne Unterweisung übte er sich mancherlei Stücke ein. Das bewog dann den Vater endlich, ihm auch auf der Flöte einigen Unterricht zu ertheilen und zu bewundern war der Fleiß, mit welchem der Knabe nunmehr seinen Uebungen nachhing. Nach kurzer Zeit war er so weit, daß er sich vor dem Markgrafen (von Bayreuth) hören lassen konnte, worauf er dann gleich als Flötist in der Kapelle angestellt wurde. Später schrieb die Markgräfin an Quantz und ersucht denselben, auf ihre Kosten unsern L. weiter auszubilden. 1756 kam er in Potsdam an; Quantz aber übergab ihn zuerst dem Flötisten Lindner in Berlin und nahm ihn erst 1757 wieder zu sich , um gleichsam letzte Hand an seine Ausbildung zu legen. 1759 kehrte er nach Bayreuth zurück und man war allgemein überrascht über die Fortschritte, die er gemacht hatte. In immer erhöhterem maße wurden der Markgraf und die Markgräfin seine Gönner und als 1769 die Kapelle nach Nasbach versetzt wurde, erwarb er sich durch sein Talent auch die Gunst der in der Nähe dieser Stadt auf dem Lustschlosse Phantasie lebenden Herzogin von Würtemberg, die häufig mit ihm Musik machte. - Gestorben ist er zu Ansbach im J. 800, den Ruf eines der ersten Flöten-Virtuosen seiner Zeit hinterlassend. Komponirt hat er niemals.- Sein Sohn, Johann Heinrich L., war auch sehr musikalisch und besaß viele Fertigkeit auf der Flöte, mußte sich jedoch nach dem Willen des Vaters den Wissenschaften widmen und studirte Jurisprudenz. In den Jahren 1807 und 1808, in welchen er mehrere gute Aufsätze „über die Natur und das Tonspiel der deutschen Flöte“ in der Leipz. allg. mus. Zeitung lieferte, lebte er als Dr. jur. und Oberjustizrath in Bamberg.