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Manz, Georg Joseph, * 1. Februar 1808 Würzburg, † 11. Dezember 1894 Regensburg, Buchhändler, Musikverleger

1   Ausbildung

Georg Joseph Manz wurde am 1. Februar 1808 in Würzburg als Sohn des Kolonialwarenhändlers Jakob Franz Manz und seiner Frau Isabella, geb. Röser, als ältestes von acht Kindern geboren. Er besuchte von 1812 bis 1823 die deutsche Domschule, die lateinische Schule und für kurze Zeit das Progymnasium in Würzburg, um sich dann aus innigster Neigung zur Erlernung des Buchhandels zu entscheiden. Schon damals waren ihm Bücher lieber als die Waren, die sein Vater verkaufte.

Am 5. Januar 1824 begann er eine Lehre bei der Nürnberger Leihbuchhandlung J. J. Lechner, wechselte aber schon nach kurzer Zeit zu der Kunst- und Buchhandlung Bauer und Raspe. Bei ihrem Inhaber Johann Michael Bauer lernte er einen ,ziemlich starken‘ Sortimentsbetrieb, einen ,sehr großen‘ Verlag, hauptsächlich naturwissenschaftlicher Werke, und ,bedeutende Spedition‘ kennen. Nach seiner Lehrzeit ging Manz auf die Wanderschaft, die ihn 1828 nach Kempten, 1829 nach Augsburg und noch im gleichen Jahr weiter nach Landshut in die rühmlich bekannte Krüll’sche Universitätsbuchhandlung führte. Bereits am 1. Juli 1830 verkaufte Philipp Krüll sein Geschäft an Manz.

2   Buchhändler in Landshut und Regensburg

Mitte Juni 1830 hatte Manz beim Stadtmagistrat Landshut eine Buchhändlerkonzession beantragt, sie wurde genehmigt, als Krüll auf seine persönliche Konzession verzichtete. Am 3. Juli erhielt Manz die Konzession und am 21. Juli das Bürgerrecht der Stadt Landshut. Der Kaufvertrag trägt das Datum vom 29. Juli, war jedoch bereits zum 1. Juli wirksam geworden. Am 9. Februar 1831 heiratete Manz Josepha Clesca aus Augsburg, die acht Kinder zur Welt bringen sollte.

Den Verlag konnte Manz erfolgreich fortführen und ausbauen. Als sein Tatendrang in Landshut nach der 1826 erfolgten Verlegung der Universität und dem darauf folgenden Rückgang der Geschäfte schließlich an zu enge Grenzen stieß, entschloss er sich, die Buchhandlung Montag und Weiß in Regensburg zu erwerben. Am 10. Dezember 1834 einigte er sich mit Barbara Schmidt, der Witwe des letzten Inhabers, auf den Kaufvertrag und am 1. Januar 1835 übernahm er die traditionsreiche Buchhandlung. Am 13. Januar 1835 erhielt er das Regensburger Bürgerrecht und konnte nun mit seiner Familie umziehen. Der Landshuter Magistrat erhob dagegen Einspruch, dass Manz sein Geschäft von Regensburg aus betrieb, und war auch nicht damit einverstanden, dass dieser einen Geschäftsführer einsetzte. So musste Manz schließlich im Februar 1837 die Krüll’sche Universitätsbuchhandlung an Johann Georg Wölfle verkaufen. Immerhin hatte er zwei Jahre lang beide Handlungen besessen und deshalb in seinen Verlagstiteln firmiert als Regensburg und Landshut.

Der Anfang in Regensburg fiel ihm nicht leicht. Unter der Leitung von Johann Friedrich Schmidt war es mit der Buchhandlung deutlich abwärts gegangen. Georg Joseph Manz musste im Sortiment weitgehend von vorne anfangen. [...] bei so viel reeller Tradition aus Johann Leopold Montags gut 40jähriger und aus Leopold Adam Weiß’ gut 20jähriger Tätigkeit, bei der ,musterhaften Ordnung‘, in der Schmidt alles hinterlassen hatte, und bei einem so zielstrebigen und beschlagenen Buchhändler wie Manz mußte die Stagnation zu überwinden sein. In der Tat gelang es ziemlich rasch. Manz gab der Buchhandlung festen Boden unter die Füße, und als er sie im Jahre 1855 seinem Schwiegersohn Alfred Coppenrath abtrat, stand sie in Blüte (Annemarie Meiner, G. J. Manz – Person und Werk 1830-1955, München und Dillingen 1957, S. 37f.).

3   Publikationen

Noch im ersten Jahr seiner Regensburger Tätigkeit konnte Manz die ersten Regensburger Verlagstitel anzeigen. Das Verlagsverzeichniß der Bücher und Kunstsachen aus dem Jahre 1854 listet eine umfangreiche Produktion mit theologischen, historischen und naturwissenschaftlichen Werken, Theaterstücken usw. auf. Der weit überwiegende Teil davon stammte jedoch aus anderen Verlagen. Manz selbst wies in seinem Verzeichniß darauf hin. Bereits im Jahre 1838 war er in die vorderste Reihe der katholischen Verleger Deutschlands gerückt (ebenda, S. 44), er verlegte die Veröffentlichungen der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft und wichtige medizinische Werke der Zeit, mehrbändige juristische Werke und vielbändige Lexika.

Zwar wurde er nie ein Musikverleger im eigentlichen Sinne, aber er verlegte doch auch Musik. Bewußt verzichtete Manz auf die Veröffentlichung großer klassischer kirchenmusikalischer Werke. Ihm lag vielmehr daran, Gebrauchsmusik für kleinere Stadt- und Landchöre zu verlegen, für Schule und Haus, den Familienkreis und die Jugend, auch leichte Kirchenkompositionen für Stadt- und Landkirchen, Kapellen und Institute, ebenso kurze Handbücher für angehende Organisten und Klavierspieler herauszubringen und den 1868 auf dem Bamberger Katholikentag gegründeten Cäcilienverein zur Reform der Kirchenmusik zu unterstützen (ebenda, S. 89). Ob diese Einschätzung in vollem Umfang zutrifft, ist heute nicht leicht zu beantworten. Dagegen steht die Ansicht, dieser Musikverlag habe einen eigentlichen Aufschwung erst ab dem Jahre 1855 erlebt, nachdem Alfred Coppenrath ihn zusammen mit der Buchhandlung Montag und Weiß übernommen und ab 1860 unter seinem eigenen Namen geführt hatte.

4   Probleme der Erforschung

Bei dem Versuch, die Produktion des Verlegers Manz und speziell des Musikverlegers zu ermitteln, ergeben sich zwei grundlegende Probleme, die heute nicht vollständig auflösbar sind. Das eine Problem betrifft die korrekte Eingrenzung der Verlagsproduktion. Angesichts der großen Zahl von Verlagen, die Manz aufgekauft hat, und angesichts der Tatsache, dass ein beträchtlicher Teil der Verlagstitel heute nicht mehr nachgewiesen werden kann, ist es kaum möglich, Manz’ eigene Verlagstitel zweifelsfrei herauszufiltern. Das Risiko bleibt bestehen, dass Titel verzeichnet werden, die eigentlich aus anderen Verlagen stammen, oder dass Titel übersehen werden. Das andere Problem betrifft die Frage, wann Manz seine Tätigkeit als Musikverleger eingestellt hat. Er übergab die Buchhandlung Montag und Weiß zum 1. Januar 1855 an seinen Schwiegersohn Alfred Coppenrath, behielt aber seinen Verlag bei, dem er sich ungeteilt widmen wollte. In der Geschichte des Musikverlags Alfred Coppenrath ist nachzulesen, dass sie begann, als 1855 Manz’ Schwiegersohn Alfred Coppenrath den Musikverlag übernahm (125 Jahre Musikverlag Alfred Coppenrath 1855-1980, Altötting 1980, S. 17).

5   Wichtige Daten und wirtschaftliche Krise

Georg Joseph Manz selbst hatte am 1. Juli 1880 sein fünfzigjähriges Geschäftsjubiläum und am 9. Februar 1881 die Goldene Hochzeit feiern können. Seinen Verlag führte er bis zum Jahr 1886. In diesem Jahr wandelte er selbst ihn in die Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz, Buch- und Kunstdruckerei AG. um, die am 12. Juli 1886 gegründet wurde. Zunächst schienen die Dinge gut zu laufen, nach einem Jahr aber befand sich die Firma in einer massiven Krise. Möglicherweise bedeutete für Manz, der die Entwicklung genau beobachtete, sein Tod am 11. Dezember 1894 auch in dieser Hinsicht eine Erlösung.

6   Literatur

Georg Joseph Manz, Erinnerungsblätter aus meinem Leben 1808-1880 für meine Kinder, Verwandte und Freunde. Zum 50jährigen Geschäftsjubiläum 1. Juli 1880, Regensburg 1880.
100 Jahre Manz – Streifzug durch die Geschichte der Manz A.-G., München 1930.
Jubiläums-Katalog 1830-1930. Haupt-Katalog der Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz Buch- und Kunstdruckerei A.-G. Regensburg, Regensburg 1930.
Annemarie Meiner, G. J. Manz – Person und Werk 1830-1955, München und Dillingen 1957.
Thomas Emmerig, Regensburger Verlagsbuchhandlungen als Musikverlage (1750-1850) (Quellen und Abhandlungen zur Geschichte des Musikverlagswesens 1), Tutzing 2000, S. 247-261.
Thomas Emmerig, Regensburger Verlagsbuchhandlungen als Musikverlage (1850-1950) (Quellen und Abhandlungen zur Geschichte des Musikverlagswesens 3), Tutzing 2007, S. 17-24.
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