Bremer 1/1882

Mayr, Jean Simon, * den 14. Juni 1763 zu Mendorf (Baiern), fruchtbarer, einst in Italien hochgefeierter Operncomponist; erhielt vom Vater den ersten Musikunterricht, bildete sich in den Wissenschaften im Jesuitencollegium, später auf der Universität in Ingolstadt aus. Mit einem reichen Kunstfreunde ging er dann nach Italien, wo der Kapellmeister Lenzi in Bergamon seine Compositionsstudien leitete. Ein Graf Pesenti gewährte M. Nachher die Mittel, in Venedig bei Bertoni, dem Domkapellmeister, seine Ausbildung vollenden zu können. Gleich seine ersten Compositionen (mehrere Messen und Oratorien) fanden die günstigste Aufnahme. Viel bedeutender waren jedoch die Erfolge, die er seit 1791 mit seinen zahlreichen Opern errang. Zwanzig Jahre hindurch beherrschte er alle Bühnen Italiens derartig, daß es erste einem Rossini gelingen konnte, ihn von dort zu verdrängen. Die glänzendsten Anerbietungen wurden M. dabei vom Auslande gemacht; Kaiser Napoleon war von seiner Oper „Lodoiska“, die er 1805 in Mailand hörte, so entzückt, daß er ihm die Stelle des Hofmusikdirektors in Paris anbot, die M. jedoch ablehnte, wie er auch später die Hofkaplellmeisterstelle in Dresden ausschlug. Als Direktor des Conservatoriums und der von ihm gestifteten Unione filarmonica wirke er in Bergamo bis zu seinem Tode. Er + den 2. Decbr. 1845 daselbst, als Componist gefeiert, wie seiner Wohlthätigkeit halber hochgeehrt. - Unter M.s reizenden, durch volksthümlich gewordene Melodien ausgezeichneten, ca. 73 Opern sind folgende die werthvollsten: „Lanso e Lidia“ (mit der berühmten Cavatine „O quanto l’anima“), „La rosa bianca o la rosa rossa“, „Lodoiska“, „Medea“, „Ginevra di Scozia“, „Le finte rivali“, „I misteri Eleusini“, „Adalasia es Aleramo“. Außerdem schrieb er 17 Messen, 4 Requien, 25 Psalmen, 16 Oratorien, Cantaten, Concerte, Instrumentalstücke, zahlreiche Gesänge ec., in denen deutscher und italienischer Stil in eigenartiger Weise vermischt sind. In der Form zeichnen sich seine Arbeiten namentlich durch reiche und originelle Begleitung, wie glänzende Instrumentation aus.