Lipowsky 1811

Michl, (Joseph): Michl, (Joseph), Bruders Sohn des Vorigen, wurde ebenfalls zu Neumarkt, wo sein Vater Chorregent gewesen, 1745 geboren. Auch er kam nach München in das Seminar, und spielte besonders gut den Violon, oder Contrebaß. Da er immer mehr Neigung zur Musik, als zum Studiren fühlte, gab er sich mehr mit der Tonkunst, als mit den Wissenschaften ab, und fieng aus eigenem Triebe, und ohne allen Unterrichte, zu komponiren an. Er schrieb, Messen, Vespern, Litaneien, und endlich auch sogenannte Meditationen für die Jesuiten, welche eine lebhafte Einbildung, eine reiche Phantasie, artige Gedanken verriethen, und deutlich zu erkennen gaben, daß ein grosses musikalisches Genie ihm die Natur verliehen habe. Churfürst Maximilian III. wollte sein Talent kultiviren, und ihn nach Italien schicken, um dort die Komposition gründlich zu lernen; allein Michl war zu schüchtern, und getraute sich dahin keine Reise zu machen. Man schickte ihn daher zum Fürstbischöflichen Kapellmeister Kammerloher nach Freising, bei dem er zwei Jahre lang den Kontrapunkt, und die Komposition studirte, auch daselbst ein Oratorium komponirte, das dem Fürstbischof bei der Aufführung sehr wohl gefiel. Als er von dort zurückgekommen war, schrieb er ein Oratorium: Gios Re de Guida. Diese Musik erhielt einen so großen Beifall, daß ihn der Churfürst zu seinen Kammerkompositeur ernannte. Mit gleichem Beifalle wurde auch seine Oper: Il Triompho di Clelia, 1776 auf dem Operntheater in München aufgeführt, eine Musik, die er binnen vier Wochen verfertigen mußte. Doktor Burney, der 1772 ein Quintett von Michl’s Komposition an diesem Hofe aufführen hörte, sagt von ihm: er habe kaum eine musikalische Komposition gehört, die von mehr Genie Erfindung, und Fertigkeit in der Ausführung zeige, als diese. Dieser angenehme Kompositeur wurde aber nach dem Tode Churfürst Maximilian III. i. J. 1778 in die Ruhe versetzt, worauf er sich nach Kloster Weiern zu seinem Schwager, dem dortigen Klosterrichter Joh. Baptist Moser begab, und seine Tage in Ruhe dahin brachte; nebstdem aber die Musik der dortigen Kloster-Geistlichen dirigirte, auch für den Bischof von Freising eine Oper: Regulus, komponirte, die zu Freising 1782 mit großem Beifalle gegeben wurde. Als dieses Kanonikatstift 1803 aufgelöset wurde, begab er sich nach seiner Vaterstadt Neumarkt, wo er noch lebt. Von diesem Tonkünstler wurden sehr viele Messen, Litaneien, Simphonien, Quartetten, Konzerte, u. s. w. verfertiget, die aber alle nur im Manuscripte bekannt sind; indessen bei allen Orchestern, und auf allen Chören, wo sie nur immer aufgeführt wurden, großen Beifall erhielten, und sehr beliebt waren. Sonst sind folgende Kompositionen von diesem Tonkünstler vorzüglich noch berühmt: a) Die Operetten, il Barone di Torre Forte, das 15 Mal nach einander mit Beifall gegeben wurde; Elmire und Milton, die bei ihrer Vorstellung in Mainz und Frankfurt eine ausserordentliche Wirkung machten, Fremor und Meline; der König und der Pachter, und der Jahrmarkt, die in Wien, Mainz, Mannheim, Frankfurt, Baireuth, Regensburg, Dresden und Warschau grossen Beifall erhielten; dann b) die Cantaten, il Re alla Caccia und il Cacciatore deluso. Westenrieder’s Jahrbuch der Menschengeschichte in Baiern. (München 1783.) Th. II. S. 376.