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Negri, Orazio (Oratio), * verm. Castagnaro, † 10. Mai 1609 Verona, Sänger

1   Biographie

1.1   Ausbildung und erste Tätigkeit in Verona

Negris Geburtsdatum und -ort sind nicht überliefert. Möglicherweise wurde er in Castagnaro zwischen Rovigo und Verona geboren, da er als frühester Besitzer der Grundstücke in dieser Ortschaft überliefert ist, die er später seinem Neffen Giacomo und dessen Sohn Massimiliano Neri vererbte. Der Familienname Negri ist in Castagnaro sehr verbreitet.

Orazio Negri war Schüler der Scuole Accolitali am Dom zu Verona und zählte ab 1583 zu den wichtigsten und angesehensten Sängern des Doms (in den Registern als Contr’alto verzeichnet), wo er von 1588 an auch als Priester und Kanoniker tätig war. Die Ausbildung und die musikalische Tätigkeit Orazio Negris erfolgten unter dem Einfluss einiger bedeutender Komponisten und Musiker, die zu dieser Zeit in Verona wirkten. Insbesondere ist Giovanni Matteo Asola zu erwähnen, der in den ersten Berufsjahren Orazios als Priester und vermutlich Sänger in der Kirche von Santa Maria in Organo in unmittelbarer Nähe von Orazios Wohnhaus tätig war. In Orazios Haus (in der Nähe der Kirche San Giovanni in Valle) wohnte auch der Bruder Giovanni Battista mit seiner Ehefrau Libera sowie den Kindern (Gian) Giacomo und Giuseppe Negri.

1.2   Sänger und Kaplan in Bayern

Bereits 1582 fragte Herzog Wilhelm von Bayern in einem Brief bei den Kanonikern am Dom zu Verona an, ob er einige Sänger von dort bei sich aufnehmen dürfe, die bereits unter Orlando di Lasso in der Münchner Hofkapelle gewirkt hätten. Lasso selbst sandte dafür einige Jahre später dem Veronesischen Kapitel einige eigene Kompositionen im Manuskript als Geschenk zu.

Es ist auch den engen Beziehungen dieser beiden Institutionen zu verdanken, dass Orazio Negri an den bayerischen Hof kam, wo er sich von 1586 bis 1594 als Sänger und Kaplan aufhielt. Lediglich zwischen 1588 und 1589 war er vermutlich wieder in Verona angestellt. 1595 ist seine Anwesenheit als Altist beim Reichstag in Regensburg belegt.

1.3   Letzte Jahre in Verona

1595 kehrte Orazio Negri endgültig nach Verona zurück, wo er zum Sänger des Doms wiedergewählt wurde. Er wirkte dort bis zu seinem Tod im Jahr 1609. Höchstwahrscheinlich waren Orazio Negris Neffen Giacomo und Giuseppe seine Gesangsschüler. Er versuchte sogar, Ersteren als musico salariato (bezahlter Musiker) (Diskant) in die Accademia Filarmonica in Verona einzuführen; dieser Versuch blieb allerdings erfolglos.

2   Archivalische Quellen

2.1   München, Bayerische Hauptstaatsarchiv, Kurbayern Hofzahlamt

Reg. 32, fol. 481r
Reg. 33, fol. 546v
Reg. 34, fol. 492v
Reg. 36, fol. 478v
Reg. 37, fol. 566r
Reg. 38, fol. 510r
Reg. 39, fol. 477r
Reg. 40, fol. 438v-439r

2.2   Verona

2.2.1   Verona, Accademia Filarmonica

Reg. 41 (Libro Nono degli Atti [dell'Accademia Filarmonica]), fol. 187v-188v (24.1.1605), fol. 190 (26.2.1605)

2.2.2   Verona, Archivio di Stato, Antico archivio del comune

2.2.2.1   Campioni d’estimo

Fasc. 435, S. Giovanni in Valle/1593, lettera G [fol. 1r]
Fasc. 437, S. Giovanni in Valle/1603, legitima, lettera O, [fol. 1r]
Fasc. 438, S. Giovanni in Valle/1603, copia minuta, lettera H, [fol. 2r]
Fasc. 439, S. Giovanni in Valle/1603, lettera H [fol. 2r]
Busta 270, contrà di S. Giovanni in Valle/1605, fol. 674

2.2.2.2   Cancelleria dell'estimo, Anagrafi disposte in ordine cronologico

Busta X, fasc. 436, S. Giovanni in Valle/1596, lettera O

2.2.2.3   Ufficio del Registro

Busta 1264, Notaio Giuseppe Bianchi, Matrici, istrumenti e testamenti 5 febbraio 1645 -18 luglio 1652, sub data (13.9.1646)

2.2.3   Verona, Archivio Storico della Curia Vescovile

2.2.3.1   Archivio parrocchiale di Santa Maria in Organo

Battesimi 1571-1622 / Matrimoni 1595-1631 / Morti 1609-1633

2.2.3.2   Mensa Accoliti

Busta 1, Reg. [6], Prestiti/Electiones Accolytorum [...], [assegnazione canonicati], ohne Folierung
Busta 2, fasc. 12, 1583, fol. 13v

2.2.4   Verona, Biblioteca Capitolare, Mensa Accoliti

Busta 96, Capellanìa 1586-1620, ohne Folierung, sub data (24.3.1588)
Busta 162, mazzo O: ‘serie di lettere disposte in ordine cronologico (1494-1657)’, fol. 357r-358r (20.4.1583, 29.4.1583)
Busta 501, fasc. 1, 1592, fol. 26r (8.5.1593)
Busta 502, fasc. 7, 1608-1609, fol. 30r (30.4.1609)

3   Literatur

Eitner, Robert: Biographisch-Bibliographischen Quellen-Lexicon der Musiker und Musikgelehrten Bd. 7. Leipzig 1902.
Groote, Inga Mai: Zum Musikleben der Accademia Filarmonica in Verona 1600-1634. In: Analecta Musicologica 37, 2005, 57-84.
Leuchtmann, Horst: Namenslisten zur Bayerischen Musikgeschichte. Musik in München 1550-1600. In: Musik in Bayern 13, 1976, 90.
Rismondo, Paolo Alberto: Massimiliano Neri (ca. 1618-dopo il 1670) e la famiglia Negri tra Italia e Germania. In: Rivista Internazionale di Musica Sacra 26/2, 2005, 57-109.
Sandberger, Adolf: Beiträge zur Geschichte der bayerischen Hofkapelle unter Orlando di Lasso. Leipzig 1895.
Spagnolo, Antonio: Le Scuole Accolitali in Verona. Verona 1904.
Sterl, Raimund W.: Namenslisten zur Bayerischen Musikgeschichte. Musiker in Regensburg bis in das erste Drittel des 17. Jahrhunderts. In: Musik in Bayern 16, 1978, 60.