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Niedermayr, Franz Anton, * 17. Oktober 1777 Straubing, † 11. September 1849 Regensburg, Notendrucker, Musikverleger

1   Ausbildung und Aufnahme der Druckertätigkeit

Franz Anton Niedermayr wurde als erstes von dreizehn Kindern des bürgerlichen Tuchmachermeisters Johann Evangelist Niedermayr und seiner Frau Maria Johanna, geb. Bachhueber, geboren. Wahrscheinlich besuchte er 1790-1796 das Jesuitengymnasium in Straubing. Von 1797 bis zum 19. Oktober 1798 gehörte er als Novize dem Benediktinerkloster Asbach im Rottal an.

Im Dezember 1799 wechselte er zum Studium der Theologie an das Lyzeum in München. Und noch vor dem Abschluss des Studienjahres verließ er durch die Zeitumstände genöthigt München und kehrte am 28. Juni 1800 nach Straubing zu seinen Eltern zurück. Die Grundkenntnisse zum Steindruck vermittelten ihm offenbar in München die beiden Lehrer Simon Schmid am Lyzeum und Hermann Mitterer am Gymnasium. In Straubing konnte er dann seine eigene Technik des Steindrucks ausarbeiten und verbessern. Während dieser Zeit lernte er Joseph Sigmund Reitmayr kennen, der in den Jahren 1799-1802 eine Buchhandlung in Straubing betrieb; für seinen Verlag sollte er einige seiner frühesten Drucke herstellen.

Im Frühjahr 1801 reiste Niedermayr aus unbekannten Gründen nach Wien. Damit wurde er unfreiwillig in eine höchst komplizierte Streitsache verwickelt. Das schwierige Kapitel dieses Wiener Privilegienstreits zwischen Alois Senefelder, Niedermayr und den Wiener Kunsthändlern interessiert in unserem Zusammenhang nicht, wohl aber die Tatsache, daß Niedermayr im Sommer jenes Jahres als seinen ersten Druck einen Notendruck herstellte: 12 Ländler von Franz Pechatschek (Frantižek Pečhaïek).

2   Drucker in Regensburg und Paris

Im Herbst 1801 kam Niedermayr nach Regensburg und richtete hier seine erste Steindruckerei ein. Am 17. September erteilte ihm der Magistrat der Stadt die Aufenthalts- und Gewerbeerlaubnis. Als Niedermayr einsah, dass er mit einem Kunstverleger zusammenarbeiten müsse, um den gewünschten Erfolg zu haben, verband er sich mit Georg Heinrich Keyser, der eine Buch- und Kunsthandlung gründete. Am 17. Juli 1802 reichten beide Partner beim Magistrat der Stadt ein gemeinsames Gesuch ein. Nach mehreren vergeblichen Anläufen erhielten sie im Dezember 1802 eine entsprechende Konzession. Zum Dank dafür legte der neue Verlag als eine seiner ersten Veröffentlichungen eine Huldigungsschrift vor unter dem Titel Regensburgs Bürger an den 1. Januar 1803.

Diese Verbindung, an die beide Partner große Hoffnungen knüpften, war jedoch nicht von langer Dauer, da Niedermayr einem Ruf nach Paris folgte. Ignaz Pleyel hatte ihm am 18. Januar 1803 angeboten, nach Paris zu kommen und für ihn eine Steindruckerei einzurichten. Franz Anton Niedermayr blieb gut ein Jahr in Paris. Wie es scheint, ist der tatsächliche Inhalt seiner Tätigkeit lange Zeit ebenso verborgen geblieben wie der tatsächliche Grund für seine Rückkehr nach Regensburg. Es blieb lange unbekannt, daß Pleyel und Niedermayr am 1. Januar 1804 einen Vertrag schlossen: Niedermayr sollte Geschäftsführer eines Pleyel gehörenden Verlags in Regensburg werden.

Inwieweit dieser Vertrag in den folgenden Jahren verwirklicht worden ist, ist nicht bekannt. Niedermayr kehrte etwa Mitte Juli 1804 von Paris nach Regensburg zurück. Offenbar wollte er sich mit dem Heilbronner Komponisten und Verleger Johann Andreas Amon assoziieren. Weshalb schließlich jedoch nichts daraus wurde, wissen wir nicht.

Carl Theodor von Dalberg genehmigte am 4. Juli 1804 das Bürgerrecht und die Konzession zum Steinplattendruck für Franz Anton Niedermayr. Nach dessen Eintreffen wurde ihm am 20. Juli der Bürgerschein der Stadt Regensburg ausgehändigt. Pleyel selbst reiste 1805 nach Wien und besuchte unterwegs am 30. Mai seinen Vertragspartner in Regensburg. Dieser nahm in seiner eigenen Druckerei, mit der er einen Musikalienhandel verband, die Arbeit auf. Und er hatte Pleyels Verlagswerke vorrätig. Er plante nun eine Zusammenarbeit mit seinem Schwager, dem Stadtamhofer Buchhändler Johann Michael Daisenberger, und erbat in einem Gesuch an Dalberg vom März 1806 die Genehmigung dafür, die aber abgelehnt wurde. Da Daisenberger und Niedermayr eine Verbindung von Buch- und Steindruck geplant hatten, letzterer aber nur die Genehmigung zum ausschließlichen Steindruck erhielt, kam auch diese Verbindung nicht zustande.

Am 27. April 1806 heiratete Niedermayr Maria Viktoria Daisenberger, die Schwester Johann Michael Daisenbergers. Etwa im April 1809 erhielt Niedermayr eine Einladung des Instrumenten- und Musikalienhändlers Ludwig Plattner, nach Rotterdam zu kommen und eine Steindruckerei einzurichten. Plattner selbst suchte bereits am 21. Mai um ein Privileg nach und fügte mehrere Probedrucke bei. Niedermayr hingegen kehrte im Frühjahr 1810 nach Regensburg zurück. Am 4. November 1812 gab er im Regensburger Intelligenzblatt die Eröffnung einer Musik-Leihanstalt bekannt.

3   Quellenlage und wichtige Daten

Über die folgenden Jahre im Leben des Franz Anton Niedermayr wissen wir nur wenig. Nachweisbar ist seine kontinuierliche Drucktätigkeit für verschiedene Verleger bis etwa 1810; dann aber datiert der nächste derzeit bekannte Druck erst aus dem Jahr 1827. Ob es einen Grund für diese mögliche Unterbrechung gibt oder ob schlicht die Nachweise fehlen, ist derzeit nicht zu beantworten. Merkwürdig ist allerdings, daß aus jener Zeit nicht nur Firmenunterlagen fehlen, sondern dass auch bibliographisch keine Drucke nachweisbar sind.

Seit etwa 1820 erscheint Niedermayr als eigener Hausbesitzer. Um 1827 begann er sich von seinem Geschäft zurückzuziehen; in den folgenden Jahren, als er Magistratsrat, später auch Distriktsvorsteher, Mitglied der Stadtschulkommission und des Armenpflegschaftsrates war, führte sein Sohn Julius Anton Niedermayr die Druckerei. Dieser ist indessen erst bei dem Druck von Wolfgang Joseph Emmerigs Missa op. 13 von 1830 als Drucker ausdrücklich genannt. Franz Anton Niedermayr ist 1849 gestorben.

4   Fortführung der Druckerei

Von der Zeit nach Niedermayrs Tod 1849 ist faktisch nicht mehr erwiesen, als dass seine Witwe Maria Viktoria Niedermayr (1782-1854) die Firma weiterführte, nach ihrem Tod schließlich ihr Sohn Johann (1821-1888), der am 26. Mai 1854 die Konzession erhielt. Johann Niedermayr heiratete Clara Hofmann und hatte zwei Töchter, Theresia (1859-1922) und Johanna, die 1860 noch im Jahr ihrer Geburt verstarb. Auf Johann folgte am 24. April 1889 sein Neffe Max Johann (1854-1901), der Sohn seines Bruders Karl. Nach dessen Tod übernahm seine Witwe Theresia, geb. Helmberger (1859-1925) die Leitung der Firma, nach ihr schließlich ihr Neffe Josef Helmberger (1897-1970) bis 1948. Die Firma besteht bis heute und hat selbstverständlich ihr Jubiläum des Jahres 2001 gebührend gefeiert.

Erst in den Jahren zwischen 1860 und 1868 bringen einige Titel die Firma als Musikdrucker und -verleger wieder in Erinnerung. Nach heutigem Kenntnisstand setzte ein Druck von ca. 1915 den Schlusspunkt unter den Musikbereich.

5   Literatur

Rudolf Michalik, Der frühe Steindruck in Regensburg. Franz Anton Niedermayr von 1801 bis 1809, Regensburg 1971.
Thomas Emmerig, Regensburger Verlagsbuchhandlungen als Musikverlage (1750-1850) (Quellen und Abhandlungen zur Geschichte des Musikverlagswesens 1), Tutzing 2000, S. 67-132.
Am Anfang war der Stein... 200 Jahre Fr. Ant. Niedermayr Graphische Kunstanstalt 1801-2001, hg. von Fr. Ant. Niedermayr, Regensburg 2002.
Thomas Emmerig, Regensburger Verlagsbuchhandlungen als Musikverlage (1850-1950) (Quellen und Abhandlungen zur Geschichte des Musikverlagswesens 3), Tutzing 2007, S. 13-16.