Lipowsky 1811

Ott, (Joseph): Ott, (Joseph), geboren zu Türschenreit (jetzt im Mainkreise) den 22. Oktober 1758, verlor seinen Vater, der daselbst Umgeldner und Spital-Verwalter gewesen, im 8ten Jahre seines Lebens. Er lernte in seiner Vaterstadt die Anfangsgründe der lateinischen und deutschen Sprache, dann den Gesang, und kam auf Empfehlung seines Vetters P. Wolfg. Klingseisen als Singknabe nach Kloster Weltenburg, wo er den scientivischen und musikalischen Unterricht fort erhielt. Auf Anrathen des dortigen Prälaten, Benedikt Werner, gieng der junge Ott nach Neuburg an der Donau, und wurde daselbst 1773 als Sopranist in das Seminar aufgenommen. Daselbst verblieb er vier Jahr, bildete sich in den Wissenschaften und in der Musik, und wurde nicht nur unentgeldlich verpflegt, sondern auch gekleidet. Der Exjesuit und Missionär Franz Joseph Prößl nahm sich nun des jungen Ott an, brachte ihn in das Seminar nach Amberg, und so auch seiner Vaterstadt näher. Dieses geschah 1777. Hier wurde er bei der ersten Violine angestellt, und nach Verfluß von zwei Jahren, wegen seiner bewiesenen Geschicklichkeit und Einsichten in der Tonkunst, zum Musikdirektor und ersten Violinisten befördert. Ott studirte am Lyceum zu Amberg Philosophie und Physik, dann auch zwei Jahre die Theologie, um sich für den geistlichen Stand zu bilden; als sich plötzlich für ihn eine frohe Aussicht, versorgt zu werden, öffnete. Der Chorregens Joseph Löhlein, (1) an der Pfarrkirche zum heil. Martin daselbst, starb 1783, und Ott bewarb sich um dessen Stelle. Der verstorbene Königl. baier. Justitzminister Herr Graf Toppor Morawitzky unterstützte seinen Gesuch, und da Ott die mit ihm zu München vorgenommene Prüfung zur vollen Zufriedenheit bestanden hatte, so sah er seine Wünsche erfüllt, indem ihm den 11. Dezember 1783 das Anstellungs-Dekret vom damaligen Churfürstl. geistlichen Rathe ausgefertiget wurde. Ott, dessen vorzügliche Neigung Musik gewesen, der sich als einen braven Baßsänger, als einen guten, festen und fertigen Violinspieler, und auch noch überdieß auf andern Instrumenten, als dem Contrebasse, der Trompete, dem Waldhorn, dem Fagotte, der Flöte etc. auszeichnet, anbei aber auch in der Litteratur sehr gute Forschritte gemacht hatte, war nun seinen Wünschen gemäß, und zum Nutzen der Musik in Amberg versorgt, und sein stetes Bemühen war, und ist es noch, die Musik in dieser Stadt zu verbessern, und Liebe zur Tonkunst zu wecken und zu erhalten, in welch rühmlichen Bemühen er eine mächtige Stütze an den berühmten Pfarrorganisten Daubenmerkl, und andern Künstlern (2) und Liebhabern dieser Stadt hat, wenn gleich die dürftigen Einkünfte, womit der Musikchor solle unterhalten werden, und welche dem Musiker den höchst nöthigen Unterhalt im Durchschnitte sehr sparsam gewähren, ein fast unüberwindliches Hinderniß sind, um seinen Zweck so, wie er ihn wünscht, zu erreichen. Nahrungssorgen ersticken nach und nach die Liebe zur Kunst, und diese sinkt dann zum Tagwerke herab. Ott hat sich während seiner Studien, und nachhin als Chorregent durch einige wohlgerathene Kirchen- und andere Musiken bekannt gemacht, die bei ihrer Aufführung sehr wohl gefielen. Die bekanntesten derselben bestehen in einigen Messen, einer Grabmusik, einigen Simphonien und einer Nacht-Serenade. Die vorzüglichsten seiner Zöglinge, die er im Gesange unterrichtete, sind: Joseph Nero, der sich ehemals durch seine ausnehmend schöne Sopranstimme auszeichnete, und eine gute Methode im Gesange besitzt. Dermal ist er Kön. Landrichter zu Telfs im Innkreise. Anton Klink, dermal Dechant und Pfarrer zu Neyern in Böhmen, ein vortrefflicher Musikus. Karl Haydner, ehedem Musik-Direktor beim Königl. baier. 10ten Linien-Infanterie-Regimente, jetzt Herzogl. Mecklenburgischer Hofmusikus. Anton Gradl, Königl. Landgerichts-Assessor zu Neustadt an der Waldnab. Peter Schlager, ein Seifensieder. Joseph Kirchhofer, Priester und Waisenhaus-Inspektor. Adam Ziegler, u. s. m. Anm. 1: Er war zwar kein großes musikalisches Licht, aber ein herzguter, redlicher und braver Mann, und das ist auch viel. Sein Vater, der ebenfalls Chorregens gewesen, war wegen seiner sehr starken und tiefen Baßstimme berühmt. Anm. 2: Unter dem Pfarrchor Musik-Personale glänzen vorzüglich der vortreffliche Organist Daubenmerkl, dann der Tenor-Sänger Forster, dessen schöne Stimme mit seiner guten Methode im Gesange großen Beifall sich erwirbt. Auch der Thürmermeister Friedrich Dill, der an seinem Vater, welcher ebenfalls Thürmermeister war, und ein sehr fertiger und gründlicher Orchestergeiger, und selbst im Konzert spielen auf der Violine sehr gut gewesen, einen geschickten Lehrer hatte, zeichnet sich sowohl im Violinspielen, als auch auf verschiedenen Blasinstrumenten zu seinem Vortheile rühmlich aus. Der verstorbene Musiklehrer Christoph Besold war im Orgelspielen und auf der Violine nicht ohne Verdienst, und besaß im Generalbasse gründliche Kenntnisse.