Eitner 1/1902, Bd. 7

Paumann, Konrad, im Anfange des 15. Jhs. zu Nürnberg geb., gest. 1473 an St. Pauli Bekehrung, d. i. der 25. Jan., zu München (Grabdenkmal. M. f. M. 18. 110). P. ist heute der Inbegriff der frühesten Leistungen in der Kunst des Orgelspiels. Lange ehe man von seinen Kompositionen etwas kannte, wurde er als ältester deutscher Orgelvirtuose gefeiert. Hier hat also der Virtuose über den Komponisten gesiegt. Eine Urkunde, die P. (der blind war) 1446 ausstellte, giebt Kunde von seinem Lebenslaufe. Demnach wurde er auf Kosten des Ratsherrn Ulrich Gruntherre in Nürnberg musikalisch ausgebildet, erhielt darauf den Organistenposten an St. Sebald und heiratete in oben genanntem Jahre die Margarete Weichser. Andere Quellen berichten dann, dass er 1467 an den baierischen Hof als Organist berufen wurde mit einem Gehalte von 80 rhein. Guld. Dies bestätigt das Grabdenkmal, eingelassen in die äussere Mauer der Frauenkirchen in München, siehe Abbildung im Chrysander 2, 78, doch liest man auf Seite 76 fälschlich "Frauenkirche in Nürnberg". Sein Ruf als Orgelvirtuose verbreitete sich durch seine Reisen über halb Europa: er spielte vor Kaiser Friedrich, besuchte Italien und erhielt vom Papste den Orden zum goldenen Sporn, der ihn zum Ritter erhob. Noch 1471 besuchte er Regesnburg und liess sich auf der Orgel in St. Jakob hören (Mettenleiter 1, 202). Auch auf anderen Instrumenten, wie der Laute, Harfe, Theorbe und Flöte soll er als Virtuose geglänzt haben. Virdung (Bog. K 3 v.) schreibt ihm auch die Erfindung der Buchstabentabulatur zu. Eine Zusammenziehung der biogr. Notizen bringt Chrysander 2, 73. Von seinen Kompositionen sind bis jetzt bekannt geworden und neu veröffentlicht eine Anzahl Übungsstücke für Orgel und einige wenige Bearbeitungen von Kirchengesängen und deutschen Liedern für Orgel (Chrys. 2, 182 u. Buxheimer Orgelbuch in M. f. M. 19, Beilage p. 67-82. Siehe auch Bd. 25, 150). Ferner das dreist. Lied "Wiblich figur" im deutschen Liede, 2. Bd. von Eitner p. 161, Beilage zu den Monatsh. Das letztere Lied, mit der Melodie im Tenor, zeigt einen wohlgebildeten und klangvollen Tonsatz, der sich besonders durch seine melodiöse Oberstimme auszeichnet, während der Bass mit der Tenormelodie in meist langen Noten kontrapunktiert. Seine Orgelsätze zeichnen sich von denen seiner Zeitgenossen nicht besonders aus und haben den gemeinsamen Typus der Zeit. In seinen Uebungssätzen ist nur der rechten Hand in vielen Läufen und Verzierungen gedacht, während die linke nur harmonisch unterstützt, oft sogar nur einstimmig ist.