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Pustet, Friedrich * 12. Oktober 1897 in Regensburg, † 22. April 1962 in Gauting bei München, Musikverleger, Liturgieverleger

1   Ausbildung und Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg

Dr. Friedrich (IV.) Pustet, der Urenkel des Firmengründers, hatte im Jahre 1923 über Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Verlagsbuchhandel und Buchdruckgewerbe in der Gegenwart promoviert. Im Anschluss daran arbeitete er in der Münchener Firma Kösel & Pustet; nach der Trennung der Verlage 1927 wechselte er in die eigene Firma nach Regensburg. Mit Beginn des Krieges 1939 wurde er Soldat und später in Russland eingesetzt. Dort geriet er in Gefangenschaft. Nach seiner Rückkehr im Jahre 1948 übernahm er die Leitung der Firma. Unter seiner Führung erlebte sie einen allmählichen Aufstieg. 1956 konnte sie einen modernen Neubau als neues Verlags- und Druckereigebäude beziehen.

2   Publikationen und beruflicher Rückzug

Aus dem Bereich der Musikliteratur im Programm sind zu nennen (in Auswahl): Sammlung Kirchenmusik (Hrsg. Karl Weinmann, 1909-1920); Adam Bernhard Gottron, Kirchenmusik und Liturgie (1937); Dominicus Johner, Große Choralschule (1937); Corbinian Gindele, Lebendiger Choral (1951), Gregorianisches Choraldirigieren (1956) und Gregorianisches Singen (1960).

Die Führung des Musikverlags erwies sich jedoch insgesamt als zu zögerlich. Pustet pflegte zwar in der Folgezeit seine umfangreiche Backlist, bemühte sich aber leider zu wenig um Neues, Autoren wie Werke. Pustet wurde überholt z.B. von Böhm & Sohn in Augsburg, Schwann in Düsseldorf, Coppenrath in Regensburg, die alle auch nur auf diesem Gebiet tätig und daher spezialisiert waren. Der Musikverlag trug sich, man war bekannt, weithin anerkannt und damit zufrieden. Das genügte auch in den Jahren des Dritten Reichs und der Nachkriegszeit, aber dann nicht mehr (Elisabeth Pustet). Verglichen mit dem Verlags-Katalog der Kirchen-Musikalien und Musikliteratur von 1926 mit Nachtrag 1929 wurden bereits nach etwa 1930 nur 28 Einzelwerke von 18 neuen Komponisten publiziert sowie 22 Werke von Komponisten, die dem Verlag bereits vorher verbunden waren. Nach 1950 sind praktisch nur noch die beiden Reihen Chorsammlung und Regensburger Tradition gepflegt worden.

Nachdem Friedrich (IV.) Pustet im Jahre 1961 einen Schlaganfall erlitten hatte, übergab er die Firma im gleichen Jahr an seinen Sohn und zog nach Gauting bei München, wo er im folgenden Jahr verstarb.

3   Literatur

Fritz [Friedrich IV.] Pustet, Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Verlagsbuchhandel und Buchdruckgewerbe in der Gegenwart, Diss. München 1923.
Alois Winklhofer, Das Buch – ein Schicksal, München 1951 – beigefügt: Fritz [Friedrich IV] Pustet, "Das Buch als Ware und geistiges Leben".
Friedrich (V.) Pustet, Friedrich Pustet Neubau, Regensburg 1956.
Ernte und Auswahl. Für die Freunde des Verlags Friedrich Pustet, 1960-1964?
Gerhard Kukofka, ",Typographus Apostolicus‘. Der Verlag Friedrich Pustet", in: Regensburger Almanach [1] (1968), S. 63-66.
[Elisabeth Pustet], Pustet in Regensburg. Eine kleine Chronik, [Regensburg 1998].
Albert F. Vogt, "Die Beziehungen der Familie Pustet zu Pfarrei und Kirche St. Cäailia in Regensburg", in: "Cantantibus organis". 100 Jahre Cäcilienkirche Regensburg. Katalogbuch zur Ausstellung der Katholischen Stadtpfarrei St. Cäcilia in Regensburg 5. Oktober bis 1. Dezember 2002, bearbeitet von Fabian Weber, Regensburg 2002 (Caeciliana. Veröffentlichungen zur Geschichte von Kirche und Pfarrei St. Cäcilia in Regensburg 1), S. 49-52.