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Reitmayr, Joseph Sigmund, * um 1769, † 29. Dezember 1834 München, Notendrucker, Musikverleger, Musikalienhändler

1   Herkunft und Ausbildung

Die Herkunft Joseph Sigmund Reitmayrs liegt im Dunkeln. Eine Kirchenmatrikel des Jahres 1799 nennt ihn den ehelichen Sohn Joseph Reitmayrs, Bürgers und Buchhändlers auf dem Bayerischen Hof, und seiner Frau Anna, geb. Gathler. Dieser Joseph Reitmayr ist indessen bislang über diesen Matrikeleintrag hinaus nicht nachweisbar. Joseph Sigmund Reitmayr muss jedenfalls um 1769 geboren sein. In einem Gesuch von 1797 bezeichnet er sich als Buchhändlerssohn von München. In den Jahren 1790-1797 ging er, wie es scheint, beim Buchhändler Joseph Lentner in München in die Lehre.

2   Etablierung in Straubing

Am 22. November 1797 bewarb sich Reitmayr um ein Buchhandelsprivileg für Stadtamhof. Zwar hatte sich Johann Michael Daisenberger schon vorher um ein solches Privileg bemüht, Reitmayr aber glaubte sich im Recht, da meine Vorältern schon die Buchhandlung allda zu Stadt am Hof ausgeübt haben. Die Entscheidung fiel schließlich durch kurfürstliches Reskript vom 30. Januar 1799 gegen Reitmayr und zugunsten Daisenbergers. Reitmayr aber erhielt gleichzeitig als erster eine Konzession in Straubing. Am 28. April 1799 heiratete er dort Josepha Pillon und eröffnete dann die erste Buchhandlung überhaupt mit der Auflage, die Wercke, welche [er verlegt], bey den Buchdruckern des Orths, so lange [er] von solchen nicht über die Gebühr verzögert oder beschwert [wird], drucken zu lassen. In dieser Situation stellten die Anfänge des Steindrucks von Franz Anton Niedermayr, der zu dieser Zeit, in den Jahren 1800/01, in Straubing arbeitete, geradezu eine Befreiung für Reitmayr dar; zunächst machte ihn die Verwendung dieses Verfahrens von dem Straubinger Buchdrucker Alois Petz unabhängig; zudem war es viel billiger.

3   Verleger und Buchhändler in München und Regensburg

Bereits am 1. Juli 1802, als er Buchhandlung und Verlag an Max von Schmid verkaufte, endete Reitmayrs Tätigkeit in Straubing. Er ging nun nach München. Bereits am 27. April 1802 hatten er und seine Frau dort die Handlung des Johann Niclas Ehelich gekauft, die sich bis Anfang 1805 in ihrem Besitz befand. Dann verkauften sie sie und wechselten nach Regensburg. Bereits am 3. Februar 1804 hatte Reitmayr beim Regensburger Magistrat um die Genehmigung zur Errichtung einer Mode- Parfümerie- und Wasch-Handlung nachgesucht, diese aber nicht erhalten, da kein Bedarf bestehe. Nur eineinhalb Jahre später kam Reitmayr als Kompagnon Georg Heinrich Keysers als Buchhändler nach Regensburg. Kurze Zeit später erhielt er die Genehmigung zur Übernahme dieser Firma, die er aber nur bis 1810 halten konnte. Am 5. Dezember jenes Jahres erhielt der Stadtamhofer Buchhändler Johann Michael Daisenberger die Genehmigung, seinen Laden nach Regensburg zu verlegen. Er kaufte dann die stark verschuldeten Bestände Reitmayrs auf (Rudolf Michalik, Der frühe Steindruck in Regensburg, Regensburg 1971, S. 136).

Bereits am 31. Juli 1809 hatte Joseph Sigmund Reitmayr die Genehmigung zur Errichtung einer Leihbibliothek in München beantragt. Er war dann zunächst beim Buchhändler Ignaz Joseph Lentner in München angestellt. Am 2. Mai 1812 erhielt er eine persönliche Handlungs Conceßion und handelte nun mit Spezerey, Krämmerey und Tabak. Wie lange Reitmayr diesen Handel betrieb, wissen wir nicht. Spätestens im Jahre 1823 wurde er Geschäftsführer in Lentners Buchhandlung; diese Tätigkeit übte er bis Mai 1825 aus. Am 2. Mai erhielt er erneut eine Buchhandlungs-Conzession in Regensburg. Am 28. Dezember 1826 teilte er die Einrichtung einer Musikalien-Leihe-Anstalt mit. Spätestens 1827 nahm er die Tätigkeit als Musikverleger wieder auf. Und im März 1828 übergab er seine Buchhandlung an seinen Sohn Joseph, um danach sein Gewerbe aufzugeben. Wahrscheinlich im Laufe des Jahres 1829 ging er zurück nach München, wo er noch immer das Bürgerrecht besaß.

4   Kritische Würdigung

Joseph Sigmund Reitmayr starb an Abzehrung am 29. Dezember 1834. Damit starb ein Mann, der es zeit seines Lebens mit der Wahrheit wohl nicht immer recht genau genommen hatte, ein Mann, dessen Lebensweg durch immer neue Brüche und Neuanfänge in zumeist wieder ganz anderen Berufszweigen geprägt war. Am 21. März 1838 folgte seine Frau ihm nach.

5   Literatur

Rudolf Michalik, Der frühe Steindruck in Regensburg. Franz Anton Niedermayr von 1801 bis 1809, Regensburg 1971.
Thomas Emmerig. "Die Verlagsbuchhandlung Reitmayr als Musikverlag. Ein Beitrag zur Geschichte der Musikverlage in Regensburg", in: Musik in Bayern 38 (1989), S. 5-32.
Thomas Emmerig, Regensburger Verlagsbuchhandlungen als Musikverlage (1750-1850) (Quellen und Abhandlungen zur Geschichte des Musikverlagswesens 1), Tutzing 2000, S. 31-51.