Lipowsky 1811

Schröfl, (Anton): Schröfl, (Anton), ein Schullehrers Sohn von Mosach, nächst München, wo er den 10. März 1774 geboren wurde, lernte die Anfangsgründe der Musik und des Chorals bei seinem Vater, und kam dann im 9ten Jahre in die Stadt, um daselbst zu studiren, wo er zugleich bei seiner Schwester im Gesange und im Geigen sich fortübte. Als er kaum sechs Wochen das Schulhaus frequentirte, ließ der Chorregent Hefner vom Stifte der Kirche zu U. L. Frau nachfragen: Ob sich kein Knabe vorfände, der als Sopranist für das Chor brauchbar wäre? Schröfl wurde demselben vorgestellt, im Singen mit ihm eine Probe vorgenommen, und für tauglich befunden. Es erfolgte daher als Singknabe seine Aufnahme, und bezog in dieser Eigenschaft jährlich über ein hundert Gulden, wovon er mit seiner Schwester sehr sparsam und dürftig lebte. Beide Geschwistrige wohnten nun so drei Jahre beisammen, aber plötzlich kam seine Schwester nach Ungarn, und nun hatte Schröfl sein geringes Einkommen allein zu verzehren, womit er auch bis zum 18 Jahre sich ernährte. In diesem Alter brach ihm die Stimme, und für ihn war auch diese Nahrungs-Quelle nunmehr versiegt. Ohne Hilfe, ohne Unterstützung war er schuldlos in die dürftigsten Umstände versetzt, und, um sich zu erhalten, schämte er sich keines Erwerbes, wenn er nur ehrlich war. Er spielte Violine in Wirthshäusern, half als Choralist im Frauen-Stifte zu München gegen Beziehung von täglich 8 Kreutzern aus, hungerte manchen Tag, beeiferte sich aber desto mehr in der Musik sein Talent zu vervollkommnen, daher er beim Hofsänger Johann Walesi Unterricht in der Singkunst nahm, bei dem Hofmusikus Heiß aber im Violinspielen sich ausbildete. Fleiß, Geschicklichkeit, und ein redlich biederer Charakter, verbunden mit einer untadelhaften Aufführung halfen indessen den Schröfl zu einer Versorgung, die er verdiente, und die er durch sechs kummervolle Jahre sehr hart erwartete. Den 2. Dezember 1791 wurde er als Choralist in der Stiftskirche bei U. L. Frau angestellt, und beim Hoftheater als Chorsänger angenommen. Hierdurch unterstützt und aufgemuntert verdoppelte er seinen Fleiß um so mehr, als ihn keine Nahrungssorgen mehr quälten, und er sich nun ganz der Musik widmen konnte. Den 4 März 1796 wurde er als Baßsänger bei der Churfürstlichen Hofkapelle angestellt, in welcher Eigenschaft er jedoch erst den 17. Jäner 1801 einen fixen jährlichen Gehalt angewiesen erhielt. Schröfl machte Reisen nach Augsburg, Regensburg, Salzburg, Hallein, Eger und dem Karlsbade. Entferntere Städte und Länder zu besuchen, gestatteten ihm seine Dienstes-Verhältnisse nicht. Er gehört unter die guten, und was man nennt, taktfesten Sänger, der sein Emporkommen lediglich seinem Fleisse und seiner Geschicklichkeit verdankt, und durch seinen ausharrenden Muth alle Widerwärtigkeiten des Schicksals überwand. Nun ist er geborgen, und lebt mit seiner Frau die er den 27. April 1803 geheirathet hatte, dann zwei Kindern ein glückliches zufriedenes Leben, geschätzt von Künstlern und allen guten Menschen.