Lipowsky 1811

Udlschalcus von Maisai: Udlschalcus von Maisai, ein Abt von St. Ulrich in Augsburg, welche Würde er daselbst 1126 erhalten hatte, war ein guter Dichter und Tonkünstler, und setzte von ihm verfaßte Hymnen zu Ehren der Heiligen Ulrich und Afra in Musik, die, so lange dieses Kloster bestand, daselbst immer gesungen wurden. Diese von ihm komponirte Hymnen sind aber nicht in Noten (1) -- eine spätere Erfindung -- gesetzt, sondern der Text ist nur mit Zeichen oben bemerkt, welche die Höhe, oder Tiefe der Töne andeuteten. v. Stettenam a. O. S. 522. Ant. Veith. Bibl. Aug. Alph. I. p. 200. Anm. 1: Die Noten sind in der Tonschrift das, was Buchstaben in der Sprachschrift sind. Durch die Erfindung der Zeichen, Höhe und Tiefe der Töne anzudeuten, war sehr vieles für die Musik geschehen, indem man sich hierdurch auch andern mittheilen konnte. Die erste, wiewohl unvollkommene Erfindung dieser Zeichen wird demTerpander, einem Griechen aus der Insel Lesbos, der ungefähr 650 Jahre vor Christus Geburt lebte, zugeeignet. Späterhin bezeichneten die Griechen ihre 18 Töne mit den Buchstaben ihres Alphabets. Da sie hiemit nicht alle Töne mit ihren Unterabtheilungen, und noch weniger für jedes ihrer Instrumente merkbar bezeichnen konnten; so waren sie gezwungen 990 Tonzeichen, nämlich 495 für die Singstimme, und eben so viele für die übrigen Instrumente anzunehmen. Aber diese Zeichen gaben nur Höhe und Tiefe, nicht aber die Dauer der Töne zu erkennen, daher die Dauer durch die Länge und Kürze der Silben des Textes angezeigt wurde. Jahrhunderte lang mußte man sich mit dieser weitläufigen Tonschrift, die auch auf die Römer übergieng, behelfen, bis endlich Pabst Gregor, der Große, gegen das Ende des sechsten Jahrhunderts eine bedeutende Reform der Musik vorgenommen, die griechischen Tonzeichen abgeschaft, und anstatt derselben zur Bezeichnung der damals in Italien üblich gewesenen 15 Töne die ersten sieben Buchstaben des Alphabets eingeführt hatte. Die Versalbuchstaben: A, B, (unser H Ton) C, D, E, F, G bezeichneten die sieben tiefern, die keinen a, b, c, d, e, f, g aber die sieben höhern Töne, wozu noch das aa als Zeichen des 15ten Tones angenommen wurde. Diese Buchstaben pflegte man damals zur Unterscheidung der betreffenden hohen und niedern Töne über die Silben des Textes zu schreiben, z. B.: d c h c d e d e b Sit nomen Do -- mi -- ni a b c d a G A G G benedictum in se -- cula. Mit dieser Tonschrift behalf man sich wieder gegen 500 Jahre, als ein Benediktiner-Mönch, Quido aus Arezzo, (oder Quido Aretinus) im eilften Jahrhundert anstatt der Buchstaben Punkte einführte, die auf übereinander gezogene Linien gesetzt wurden, und nach ihrem Standpunkte die verschiedene Höhe und Tiefe der Töne bemerkten. Im dreizehnten Jahrhundert hat endlich Johann de Muris (Jean de Murs) die Punkte in Vierecke von verschiedenen Formen verwandelt, und so den Noten ihre Zeitdauer bestimmt, sohin hierdurch den Grund zum Zeitmaaße gelegt. Neuere Untersuchungen behaupten indessen, ein Deutscher aus Cöln, Namens Franco, habe diese Erfindung um 200 Jahre früher gemacht. Gerber de cantu et musica sacra. Joh. Nikl. Forkel allgem. Gesch. der Musik. (Leipz. 1788.) B. I. S. 366. Desselben allgem. Litteratur der Musik. S. 115.