Lipowsky 1811

Weigl, (Joh. Baptist): Weigl, (Joh. Baptist), wurde den 26. März 1783 zu Hahnbach, einem Marktflecken, der wegen seines vorzüglichen Gemüsbaues nicht ganz unbekannt ist, geboren. Sein Vater war daselbst ein Mauerer, und arbeitete auch bei dem ehemaligen Benefiziaten Jakob Mayer, einem rechtschaffenen, und für seine Zeit gelehrten Manne, der sich um den Schulunterricht unsterbliche Verdienste sammelte, indem er wenigst vierzig armen Jünglingen, die ohne ihm nie die mindeste Bildung würden erhalten haben, Unterricht in den Anfangsgründen der lateinischen und deutschen Sprache gab, und sie vorbereitete auf dem benachbarten Gymnasium und Lyceum zu Amberg ihre Studien fortzusetzen. Unter die Zahl seiner Zöglinge gehört auch Weigl. Nachdem er bei anderthalb Jahren die ersten Elemente der lateinischen und deutschen Gramatik bei diesem Benefiziaten studirt hatte, wurde er auf dessen Verwendung in die Kloster-Schule zu Prifening bei Regensburg aufgenommen, worinn sich alle Jahre 12 bis 16 Zöglinge befanden, die nicht nur daselbst eine vortreffliche seientivische und musikalische Bildung erhielten, sondern auch auf Kosten des Klosters unentgeldlich verpflegt wurden. Der gelehrte und für das allgemeine Wohl des Vaterlandes Baiern, so wie für alles Gute und Nützliche gleich eifrige Prälat dieses Klosters Rupert Kornmann, ein geborner Ingolstädter und churbaier. Rentkammer Sekretärs Sohn von Amberg wachte auch vorzüglich für diese wohlthätige Bildungs-Anstalt, und gab ihr zum Inspektor den gelehrten und eifrigen Konventualen P. Martin Jäger, jetzt Dechant zu Heman. Weigl, der zu Hahnbach vom Organisten und Küster Johann Schmuderer im Gesange und Orgelspielen unterrichtet wurde, erhielt in dieser Klosterschule in Bälde eine bessere scientivische und musikalische Bildung binnen der zwei Jahren, welche er dort zubrachte. Da diese Klosterschule in gutem Rufe stand, und Jünglinge für die Seminarien zu Amberg, Neuburg an der Donau, München, Eichstädt, Regensburg etc. lieferte, die nicht nur vortreffliche Tonkünstler waren; sondern auch als sehr gute Studenten, die immer unter den Ersten eminirten, sich auszeichneten; so ward dem Weigl hierdurch die unentgeldliche Aufnahme in das Seminar zu Amberg sehr erleichtert. Zwei Jahre war er in dieser scientivischen und musikalischen Bildungsanstalt Sopran-Sänger, als ihm plötzlich die Stimme brach, und er also in der dritten Klasse (ehedem Syntax) sich auf der Violine mehr einüben mußte, um auf diesem Instrumente für den Musik-Chor brauchbar zu seyn. Auf Kosten des Seminars erhielt er daher mit noch zwei Seminaristen, Namens Mich. Bindl und Joh. Georg Käufl, Unterricht auf der Violine bei dem Theologen Kaspar Bruner, einem guten Geiger, im Jahre 1797, und erwarb sich bei demselben sehr viele Geschicklichkeit. Weigl war so sehr für die Musik eingenommen, daß er beinahe sein scientivisches Studium hierüber vernachläßiget haben würde, wenn ihn nicht seine Lehrer hierauf aufmerksam gemacht hätten; daher er das Nützliche mit dem Angenehmen in gleichem Schritte sich eigen machte, das omne tulit punctum, qui miscuit vtile dulci beobachtete, und daher auch in der Schule den ersten Platz fortbehauptete. Nachdem er auf solche Art im Seminar zu Amberg bis 1802 sich aufgehalten, und am dortigen Schulhause studirt hatte, wurde er in den Benediktiner-Orden zu Prifening den 2. Okt. genannten Jahres aufgenommen, und dann in das Commun-Noviziat nach Kloster Rott abgeschickt. Während er dort die Prüfungszeit bestand, erfolgte den 1. April die allmeine Säkularisation aller baierischen Klöster. Weigl und seine zwei Mitnovitzen Trauz und Iberer erhielten von der baierischen Regierung zur Vollendung ihrer Studien ein Stipendium, und zwar jeder 150 fl. jährlich, und so bezogen sie wieder ihre vorige Schulhäuser. Weigl studirte die Physik in Amberg, und wurde im dortigen Seminar als Präfekt und Organist angestellt. Daselbst verblieb er bis 1805, wornach er im Klerikal-Seminar zu Regensburg aufgenommen wurde, und daselbst im nämlichen Jahre die Stelle eines Katecheten zu Stadt am Hof, dann den 5. Mai 1806 auch die Aufsicht über die Klosterschule der Notre Dame erhielt, wo er die Kinder im Christenthume, in der Rechenkunst, im Gesange etc. unterwies. Am ersten Junius wurde er Priester, und bald darauf bestimmte ihn der Fürst Primas Erzbischof, jetzt Großherzog von Frankfurt Königl. Hoheit zum Professor des Kirchenrechts in Aschaffenburg. Weigl verbat sich diese Gnade, weil er es für Pflicht hielt, seinem Vaterlande zu dienen, worauf er an der Pfarre zum heil. Ulrich in Regensburg als Kaplan im Monate September ernannt, bald darauf im Monate November aber von Se. Majestät dem Könige von Baiern als Professor der Realschule zu Amberg angestellt wurde. Daselbst befindet sich dieser gelehrte, und in der Tonkunst sehr erfahrne Mann noch, und ist dermal Professor der vierten Klasse, oder sogenannten Unterklasse des Gymnasiums. Anlage zur Tonsetzkunst verrieth er schon in sehr früher Jugend. Ein Paar deutsche Lieder setzte er als eilfjähriger Knabe in Musik. Als Schüler der Poesie und Rhetorik gab er seinem Hange zur Komposition mehr Spielraum; er setzte ein Paar Simphonien, ein Violin- und Altviolin-Konzert etc. für seine Mitschüler, verbrannte aber diese Erstlinge seiner Versuche, als er den würdigen Priester und ehemaligen Benefiziaten zu Oberköllnbach Joh. Ruderer kennen lernte, und mit diesem über musikalische Komposition zu sprechen Gelegenheit hatte. Aber eben dieser Mann gab ihm dann Aufschlüsse über die Regeln des Generalbasses, und über die Tonsetzkunst. Nun entstand in ihm Licht, und er wagte sich an Kompositionen, die ihm ungleich besser gelangen, und ihn dahin brachten, daß er sich mit Ehre und Beifall als Kompositeur zeigen konnte. Er schrieb nun folgende Musiken: 1802, im Kloster eine Messe de communi; 1803, zwei Te Deum laudamus; 1804, mehrere Kanons, vierstimmige Lieder, und eine gut gerathene Cantate; 1805, eine Aufnahms-Formel für die Kongregation; 1806, eine Cantate, aufgeführt zu Amberg bei einem von den Studirenden gegebenen Deklamatorium; 1807, vierzig größere und kleinere Schullieder; 1808, eine Grabmusik, ein Te Deum laudamus, und einige geistliche Lieder; 1809, eine solemne Messe, dann ein Terzet und einen Chor für die Preise-Vertheilung bei den Studirenden; 1810 endlich mehrere Kanons, vierstimmige Lieder, ein Offertorium, und ein Quartett, nebst Chor für die Preise-Vertheilung. Gegenwärtig giebt er an diesem Schulhause auch öffentlichen Unterricht im Gesang und auf der Violine.